Bautrockner: Wände leise und mit wenig Strom entfeuchten
In der Regel braucht es laute, stromfressende Bautrockner, um Wasserschäden in Wohnungen zu beheben. Ein Forschungsteam vom Fraunhofer-Institut hat eine Technik entwickelt, die weniger Energie braucht und laut eigenen Angaben mindestens ebenso schnell wie herkömmliche Systeme arbeitet.
Quelle: Fraunhofer
Der Aufbau des Trocknungsmoduls: Der Heizdraht ist in unbrennbare Mineralwolle eingebettet. Der entstehende Wasserdampf kann durch das diffussionsoffene Material nach aussen entweichen.
Bautrockner arbeiten in der Regel mit Infrarotheizstrahlern oder Trockenluftgebläsen, den sogenannten Adsorptionstrocknern. Allerdings sind diese Geräte energieintensiv, Adsorptionstrockner sind überdies sehr laut. Ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) haben wollen dies mit der Trocknungstechnik „FastDry“ ändern: Sie sorge für eine schnelle Entfeuchtung der Wände oder Decken und sei dabei wesentlich energieeffizienter als herkömmliche Systeme, heisst es in der Medienmitteilung.
Dämmschicht aus Mineralwolle
Ein „FastDry“- Trocknungsmodul besteht aus einer grossen, rechteckigen und beidseitig kaschierten Dämmplatte. Sie wird direkt an der feuchten Wand angebracht und erwärmt diese mit einem integrierten Heizdraht. Der dabei entstehende Wasserdampf durchquert die diffusionsoffenen Materialien im Panel und entweicht ungehindert nach aussen. Die Wärmeenergie wiederum bleibt durch die Dämmung in der Wand. Deshalb braucht das Trocknungsmodul nur wenig Strom, um die Temperatur zu halten und der Raum wird nicht unnötig aufgeheizt. Für die Dämmschicht nutzen Projektleiter Andreas Zegowitz - Gruppenleiter Wärmekennwerte, Klimasimulation in der Abteilung Hygrothermik - und sein Team handelsübliche Mineralwolle. Sie brennt nicht und genügt daher auch strengen Brandschutzvorschriften.
Weniger laut als Adsorptionstrockner
Das neuartige System verbraucht erheblich weniger Strom als vergleichbare Bautrockner und arbeitet zudem deutlich schneller als Adsorptionsgeräte. Auch im Vergleich zu Infrarotheizplatten schneide die Fraunhofer-Technik besser ab, heisst es in der Medienmitteilung. Sie benötigt lediglich etwa 15 Prozent der Energie, die Standard-Infrarotgeräte für den gleichen Vorgang einsetzen. Die Arbeitstemperatur liegt bei etwa 55 Grad Celsius. „Wir haben eine Temperatur gewählt, die auch empfindliche Baumaterialien problemlos aushalten“, erklärt Zegowitz. Das sei heiss genug, um das zügige Entweichen der Feuchtigkeit zu bewirken, aber nicht so heiss, dass der Nutzer sich versehentlich die Hand verbrennen könnte. – Und weil das System weder eines Gebläses noch eines Kompressors bedarf, funkitionieren die „FastDry“ laut Fraunhofer-Institut praktisch lautlos: „Sie können problemlos tagsüber im Büro oder in der Privatwohnung über Nacht laufen.“
Modul weiss dank Sensoren, wann die Wand trocken ist
Quelle: Fraunhofer
Die Wärmebildkamera zeigt: Im Segment rechts oben unmittelbar nach der Abnahme eines dererr "FastDry"-Module, entweicht die Wärme aus der Wand. Die anderen halten die Wärme in der Wand und benötigen daher deutlich weniger Stro
Doch wie merkt das „FastDry“-Modul, dass die Wand trocken ist? Ein Temperatursensor misst kontinuierlich die Oberflächentemperatur. Zudem wird neben der Temperatur die Stromaufnahme des Moduls gemessen. Je mehr Feuchtigkeit die Wand bereits abgegeben hat, desto weniger Energie ist nötig, um die definierte Temperatur zu halten. „Bei gleichbleibender Temperatur und Energieaufnahme beispielsweise über einen Zeitraum von 24 Stunden kann die Wand als trocken angesehen werden“, so Zegowitz. Das Modul wird dann ferngesteuert abgeschaltet oder manuell vom Netz getrennt und kann danach von der Wand genommen werden. Das verhindert, dass ein Modul weiterläuft und Energie verbraucht, obwohl die Wand längst trocken ist.
„FastDry“-Technik ist reif für den Markt
Wie der Medienmitteilung zu entnehmen ist, ist die Technik mittlerweile marktreif und bereit für die Serienproduktion. Die CE-Kennzeichnung der Module des Lizenznehmers liegt ebenfalls vor. Zielgruppe seien zunächst einmal professionelle Dienstleister im Bereich Bautrocknung oder Gebäudesanierung.
Laut dem Team hinter „FastDry“ eignet sich die Technik nicht
nur für die Sanierung von Wasserschäden in Wohnungen. „Die Module können
überall da eingesetzt werden, wo es um das Entfeuchten von Flächen geht, etwa
beim Rohbau oder auch bei der Sanierung historischer Gebäude“, sagt Hartwig
Künzel, Abteilungsleiter Hygrothermik am IBP. In einem nächsten Schritt sollen
die Module flexibel und formbar gestalten werden. Dies, damit sie zum Beispiel
auch Säulen oder Holzbalken entfeuchte können. (mgt/mai)