14:46 BAUPRAXIS

„Hello, Robot“: Im Gewerbemuseum sind die Roboter los

Teaserbild-Quelle: AKA, LLC., Tokio

Ob intelligenter Sensor an der Baumaschine, Hightechgerät im Operationssaal oder Industrie 4.0 in der Fabrikhalle – die Robotik hält seit einigen Jahren Einzug in den Alltag. Das Gewerbemuseum in Winterthur geht in der Ausstellung „Hello, Robot“ dem Boom der Helfer auf den Grund.

Längst bauen Roboter nicht mehr nur Autos oder bringen auf dem Flughafen als autonom fahrende Züge Passagiere zum richtigen Terminal, sondern sie treten auch in anderen Bereichen in Erscheinung. Sei es als smartes Haushaltgerät, das mit seinem Benutzer kommunizieren kann, bis hin zu Bots, selbstlernenden Algorithmen in der Software. Während der Roboter in der aktuellen Debatte immer wieder als Bedrohung für Arbeitnehmer beschrieben wird, versuchen die Ausstellungsmacher das Thema aus sehr unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Die Bandbreite der Exponate reicht vom klassischen Industrieroboter bis zur Kunstinstalltion.

Roboter auf der Baustelle

Ein grosses Potenzial für Roboter hat der Bau, wie die spannende Schau zeigt: Unter anderem geht es dabei um den 3D-Druck. Ein Beispiel dafür ist das Projekt «MX3D Bridge» des holländischen Designers Joris Laarman. Er hat eine filigran und verspielt anmutende Fussgängerbrücke entworfen, die von sechsachsig beweglichen Roboterarmen in Stahl über einen Kanal in Amsterdam gedruckt wird. Damit wird bei diesem Bauwerk nur mit einer einzigen und vor allem universell einsetzbaren Herstellungstechnik gearbeitet. Dies im krassen Unterschied zum herkömmlichen Brückenbau, wo mehrere Techniken zur Anwendung kommen und verschiedene Spezialisten dabei sind.

Während die Ausstellung die Palette der Einsatzmöglichkeiten künstlicher Helfer umfassend präsentiert, steht das Bauen in der Sonder-Präsentation des Material-Archivs – ebenfalls im Gebäude des Gewerbemuseums – ganz im Zentrum: Hier wird gezeigt, wie komplexe Klinkerfassaden vom Entwurf bis zur Produktion mittels Robotern durchgehend digital gesteuert werden können. Zur Entwicklung solcher Systeme hat die Schweizer Firma Keller Systeme AG von 2008 bis 2012 zusammen mit Gramazio Kohler Research von der ETH Zürich verschiedene Forschungsprojekte zur Entwicklung durchgeführt. Die Technik wird laut Museum bis heute weltweit konkurrenzlos von der Keller Systeme AG hergestellt. Zudem können die Besucher der kleinen Schau selbst aktiv werden: Mittels einer interaktiven Installation gestalten sie selber virtuelle Fassaden oder verändern diese.

Kostbares Blechspielzeug für grosse Kinder

In der Ausstellung „Hello Robot“ geht es neben der Arbeitswelt auch darum, wie die Populärkultur das Verständnis von Robotern geprägt hat. Dies gilt zum Beispiel für die bunten Blechspielzeuge aus Japan: Weil das Land zu Zeiten des Kalten Krieges über günstige Metallvorräte und bewährte Prägeverfahren verfügte, war Japan Marktführer in der Blechspielzeugindustrie. Die schreiend bunten Blechroboter aus jener Zeit sind legendär. Denn mittlerweile sind sie längst zu begehrten, teuren Sammlerstücken bei grossen Kindern avanciert. Im Vergleich zu Transformers und Co. waren die Blechroboter übrigens friedliche Wesen, die nicht mit Waffen ausgerüstet worden waren.

Künstliche Spiel- und Lernkameraden

Ein weiteres Thema ist der Roboter als „Freund und Helfer“, im Alltag, beim Cybersex, im Haushalt, in der Pflege oder als digitales „Gschpändli“. Letzteres gilt etwa für „Musio“: das etwas mehr als 20 Zentimeter grosses Kerlchen ist für Kinder und Jugendliche als eine Art Spiel- und Lernkamerad gedacht. Um ihn jeweils an den Benutzer bzw. dessen Alter anpassen zu können, lassen sich unterschiedliche Modi einschalten, «simple», «smart» und «genius». Der Roboter, den es derzeit erst als Prototypen gibt, verfügt über einen grossen Schatz an formalem Wissen, spricht und antwortet, lernt Tag für Tag dazu und folgert logisch aus der Information, die er bereits erhalten hat. Der Roboter kann mit Smartphones und Computern in seinem Umfeld kommunizieren. Er kann ebenso als Sprachtrainer zum Englischlernen dienen, wie als sprechender Terminkalender. Die Verschmelzung von Mensch und Roboter ist ein weiteres Thema, das die Ausstellung anspricht. Auch hier ist die Bandbreite gross. Die Verschmelzung findet ebenso statt, wenn man in einem smarten Gebäude lebt, wie wenn man sich intelligente Sensoren einpflanzt. (mai/mgt)

"Hello, Robot." im Gewerbemuseum Winterthur bis 4. November
Weitere Informationen: www.gewerbemuseum.ch

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