Zyanidlauge wird rumänisches Dorf fluten
Die Gold- und Silbervorkommen beim rumänischen Rosia Montana gelten als die grössten Europas. Hier wird seit mehr als 2000 Jahren Gold gewonnen. Weil nun ein Bergwerkskonzern diese Bodenschätze endgültig abbauen will und dazu ein Zyanidlaugebecken errichtet, wird ein ganzer Ortsteil mit der Lauge geflutet.
Quelle: zvg
Rosia Montana liegt im Kreis Albau in Siebenbürgen.
Nun will der kanadische Bergwerkskonzern „Gabriel Resources“ dort eine Milliarde Dollar in den wahrscheinlich endgültigen Abbau dieser Bodenschätze investieren. Der für das Bergwerk vorgesehene offene Tagbau basiert auf der Zyanid-Technologie und wird die beiden Täler bei Rosia Montana in offene Krater verwandeln. Zudem soll dort ein Auffangbecken für Zyanidlauge Platz finden. Rund 2000 Menschen sollen deshalb umgesiedelt werden.
Vor 14 Jahren wurde das Projekt gestartet und sorgte über Jahre für heftige Diskussionen und Widerstand. Es gab mehrere Gerichtsverfahren: kulturelle Institutionen und NGOs erhoben Einspruch und erreichten damit mehrmals, dass es temporär eingestellt wurde. Doch dann wendete sich das Blatt: Die Rosia Montana Gold Corporation (RMGC) an der Gabriel Resources mit über 80 Prozent beteiligt ist, hat nun der betroffenen Anwohnern für rumänische Verhältnisse grosszügigen Abfindungen bezahlt und Umsiedelungen in zum Teil bereits gebaute, moderne Häuser im benachbarten Alba Julia ermöglicht, was die Stimmung in der Bevölkerung kehrte.
Nachdem sich die Kanadier zudem verpflichtete haben, 70 Millionen Dollars in die Erhaltung von 80 Prozent der bis zu 2000 Jahre alten historischen Denkmäler zu investieren, scheinen die rumänischen Behörden definitiv grünes Licht für das Vorhaben zu geben. Das Bukarester Appellationsgericht hat einen Antrag auf Aussetzung der Pläne für das Bergwerk endgültig abgelehnt.
Düstere Erinnerungen
Zwar bleibt das kleine historische Zentrum mit seinem neuen Bergbaumuseum erhalten, das gesamte restliche Dorf wird aber im gelplanten Zyanidlaugenbecken verschwinden. Historiker und Denkmalschützer befürchten die Zerstörung zahlreicher weiterer unter geschützter Häuser, Kirchen und Friedhöfe. Zerstört wird mit dem Bau auch ein etwa 100 Kilometer langes System von Bergwerks Stollen, das hauptsächlich aus römischer und mittelalterlicher Zeit stammt und mit seinen teils trapezförmigen Profilen und dem raffinierten Belüftungssystem weltweit einzigartig sein soll.
Das riesige offene Zyanidlaugen-Becken ist für viele eine ernsthafte Umweltbedrohung, deren Folgekosten noch nicht abgeschätzt werden können. Zu lebendig ist noch die Erinnerung an den Dammbruch bei einem Zyanidlauge-Becken in Baia Mare (Nordrumänien) Dieser Unfall gilt als eine der grössten Umweltkatastrophen Osteuropas seit Tschernobyl. (mai)