Zweites Holzkraftwerk in Basel geplant
In Basel soll ein zweites Holzkraftwerk gebaut werden: Die Industriellen Werke Basel (IWB) prüfen, an der Voltastrasse Wärme für 7000 Kunden und Strom für 14'000 Kunden zu produzieren. Die Holzschnitzel sollen auch per Schiff angeliefert werden.
Am vorgesehenen Standort unweit der Dreirosenbrücke steht heute die Fernwärmezentrale samt gasbetriebener Wärme-Kraft-Kopplungsanlage. Letztere läuft nur, wenn die Wärme aus der Kehrichtverbrennung im Winter den aktuellen Bedarf nicht deckt. Von weit her sichtbar ist der Standort dank dem Beton- Hochkamin mit Wanderweg-Bemalung. An der Voltastrasse produzieren die IWB heute rund 74'000 MWh Strom und 114'000 MWh Heisswasser im Jahr, was Strom für 20'000 Haushalte und Wärme für 5000 Kunden entspricht. Das geplante Holzkraftwerk solle diese Gasanlage aber nicht ersetzen, sondern ergänzen, sagte IWB-Sprecher Dietmar Küther am Mittwoch zur Nachrichtenagentur sda.
Holzschnitzel-Pipeline
"Bestechend" an der Voltastrasse sei, dass Netz, Anlagen und Bauten schon bestehen. Neu zu erstellen wären wohl nur zwei 20 Meter hohe Schnitzelsilos. Für die Zufuhr gibt es eine ökologische Variante: Den alten Ölstutzen am Schiffsanleger bei der Brücke könne man für den Schnitzeltransport unter dem Boden zum Kraftwerk umbauen. Noch ist das Zukunftsmusik, denn für das zweite Holzkraftwerk haben die IWB erst ein Generelles Baubegehren aufgelegt. Laut dem Sprecher ist es intern noch nicht beschlossen; das Echo von Behörden und Öffentlichkeit entscheide mit über die Machbarkeit. Die Schnitzelpipeline zum Rhein bräuchte ein weiteres Baugesuch.
Technische Eckdaten stehen noch nicht im Detail fest; das zweite Holzkraftwerk soll jedoch flexibler betrieben werden können als das erste. Prinzipiell soll laut Sprecher möglichst Holz statt Gas verheizt werden. - Noch nicht spruchreifes Fernziel sei überdies, dereinst das Gaskraftwerk im Gundeldingerquartier aufzugeben.
15 Prozent per Bahn
Das 2008 eingeweihte erste Basler Holzkraftwerk beim Schlachthof - damals das zweitgrösste der Schweiz - hat im letzten Jahr fast 126'000 MWH Wärme und gut 13'000 MWh Strom CO2-neutral produziert. Aus klimatischen und rechnerischen Gründen war dies etwas weniger als im Vorjahr, wie dem Jahresbericht 2011 zu entnehmen ist.
Für das Basler Holzkraftwerk wird Stamm- und Astholz im Wald grob vorgeschnitten in grossen Beigen bereit gelegt. Je zwei Lastwagen holen es bei Bedarf ab: auf dem einen der Häcksler, auf dem anderen die Schnitzelwanne. Ein Teil wird auch per Bahn ins Holzkraftwerk gefahren - an der Voltastrasse hat es indes keine Bahngeleise.Die Bahnquote lag 2011 bei 15,02 Prozent des angelieferten Materials. Unter etwa 120 Kilometern Weg ist indes Bahntransport teurer als Lastwagen, weil das Holz erst per Laster aus dem Wald zu einem Verladepunkt gefahren werden muss. Diese Kostenfrage ist auch für die geplante Schiffsanlieferung zum neuen Kraftwerk zu klären.
Für die IWB soll das Holz möglichst aus der Region kommen. Holzkraftwerk- Verwaltungsratspräsident Andres Klein hatte im vergangenen Jahr die zusätzlich verfügbaren Holzmengen in Nordwestschweizer Wäldern als ausreichend für anderthalb bis zwei weitere solche Kraftwerke bezeichnet. Verbraucht wurden in Basel-Stadt 2011 insgesamt 984 GWh Wärme und 1580 GWh Strom. Die IWB produzieren übrigens in eigenen Anlagen bereits etwas mehr erneuerbaren Strom als im Kanton verbraucht wird. Sie wollen die Quote grünen Stroms bis im Jahr 2015 auf 125 Prozent steigern. (sda)