Zürich schaut dem Betongaul ins Maul
„Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“, sagt ein Sprichwort. Um diese Weisheit kümmert sich die Stadt Zürich wenig: Sie hat das Geschenk der Holcim – die Betonskulptur „der Rossbändiger“ des Bildhauers Rolf Magg – abgelehnt.
Quelle: bb
Das Titelblatt eines "baublattes" von 1939 zeigt die Skulptur vor Robert Maillarts Stahlbetonboden an der Landi.
An der Landi von 1939 gab der Rossbändiger ein eindrückliches Bild ab, zumal man ihn vor Robert Maillarts Eisenbetonbogen platziert hatte. Die Firma Holcim hatte der Stadt Zürich das Kunstwerk nun als Geschenk angeboten. In der Folge berief die Stadt eine Arbeitsgruppe „Schenkung Magg“ ein, an der sich gemäss der aktuellen Ausgabe des „Tages-Anzeigers“ die Denkmalpflege, Grün Zürich, das Tiefbauamt und die AG Kunst im öffentlichen Raum beteiligten. Die Experten kamen zum Schluss, dass die Stadt das Geschenk ablehnen soll. Grund: Es gibt weder ein Dach noch sonst ein Betonhintergrund vor dem die Skulptur ihre Wirkung entfalten kann. Die stadträtliche Kommission für städtebauliche Fragen folgte dem Ratschlag.
Der Rossbändiger sei das erste Geschenk, dass die Stadt ablehne, ist im „Tages-Anzeiger“ zu lesen. Aus Angst die Schenkenden zu beleidigen, habe sie bisher in der Regel Ja gesagt, auch wenn sie sich damit in grosse Nöte wegen der Standortsuche begeben habe. Nun gibt es aber seit 2008 klare Regeln für solche Situationen: Diese sollen helfen, den Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum zu systematisieren. - Immerhin hat der Rossbändiger in der Zwischenzeit offenbar doch noch ein Plätzchen gefunden und zwar in der Nähe von Zürich. Wo er aber genau sein neues Zuhause sein wird, verriet Holcim der Zeitung nicht. (mai)