13:27 BAUBRANCHE

Zürich ehrt Louis Favre mit einem Platz

Teaserbild-Quelle: Bild: wikimedia.org

Louis Favre (1826-1879) war der geniale Planer und Erbauer des Gotthardtunnels, des damals längsten Eisenbahntunnels der Welt. Er verstarb auf der Baustelle im Tunnel, 216 Tage vor dem Durchstich, der am 29. Februar 1880 erfolgte. Die Stadt Zürich ehrt ihn mit einem Platz, der seinen Namen tragen soll.

Im Zusammenhang mit der Verlängerung der Hafnerstrasse beim Hauptbahnhof Zürich wird ein neuer Platz mit Anschluss an den Perron 18 entstehen. Dieser soll Louis-Favre-Platz heissen, als Erinnerung an den grossen Tunnelbauer aus Genf, den Planer und Erbauer des Gotthardtunnels vor über 130 Jahren. - Der davon ausgehende Weg der Geleisen entlang zum Perron 18 führt wird den Namen Rangierweg erhalten. Der Gestaltungsplan für dieses Gebiet sieht eine gemischt genutzte Überbauung mit gemeinnützigen Wohnungen entlang der Zollstrasse vor.

Nachdem Alfred Escher, auf dem Platz vor dem Zürcher Hauptbahnhof mit einem grossen Denkmal geehrt wird, macht es Sinn, beim Hauptbahnhof auch an Favre zu erinnern. Escher hat nicht nur das Gotthard-Projekt und weiterer Eisenbahn-Strecken initiiert sondern war überdies Gründer der Kreditanstalt, der Schweizerischen Lebensversicherungs- und Rentenanstalt sowie Initiator des Polytechnikums oder vielmehr der ETH.

Finazielle und geologische Probleme

Der Genfer Louis Favre (1826-1879) galt in seiner Zeit als einer der erfahrensten Tunnelbauer: Er hatte in Frankreich und in der Westschweiz verschiedene Tunnels, Brücken, Bahnhöfe und Eisenbahnstrecken erbaut, bevor er den Zuschlag für die Untertunnelung des Gotthardmassivs erhielt. Für den Bau des 15 Kilometer langen Gotthardtunnels versprach er eine Bauzeit von acht Jahren. Er setzte früh auf modernste Techniken. So wurden am Gotthard von Anfang, oder vielmehr vor 140 Jahren, hydraulische mit komprimierter Luft betriebene Druckbohrmaschinen verwendet. Für einen früheren Durchstich vor Ablauf von acht Jahren wurde eine Prämie von 5000 Franken pro Tag versprochen, für jeden Tag über die acht Jahre hinaus musste sein Unternehmen 5000 Franken bezahlen. Und bei einer Verzögerung ab sechs Monaten wurden 10'000 Franken pro Tag fällig. Die Bauzeit bis zum Durchstich dauerte 10 Monate länger und ruinierte Favres Familie. Favre erlebte dies nicht mehr: Er starb während eines Kontrollgangs auf der Baustelle, rund sieben Monate vor der Eröffnung des Tunnels, an einem Riss in der Bauch-Aorta.

Favre hatte es nicht leicht. Neben Auseinandersetzungen mit den Banken und der Baudirektion, hatte er auch mit unerwarteten geologischen Problemen zu kämpfen. Zudem gab es vier Jahre nach Baubeginn einen Streik der Bauarbeiter, der blutig niedergeschlagen wurde. Die Lebensbedingungen der Arbeiter waren katastrophal. Als Folge davon waren viele waren an Typhus erkrankt oder litten unter einer Staublunge. Während des Baus gab es 200 Tote sowie unzählige Verletzte. Auch nach der Eröffnung des Tunnels dürfte der Bau noch immer Opfer gefordert haben, jene, die an den Spätfolgen der schlechten Arbeitsbedingungen jener Zeit starben. (mai)

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