Zürich baut gut und nicht günstig
Die Kontroverse um zu hohe Kosten bei öffentlichen Bauten in der Stadt Zürich, bei der von den Bürgerlichen mit der Rückweisung des Budgets 2011 gedroht wurde, zeitigt Wirkungen. Der zuständige Stadtrat André Odermatt will über die Bücher gehen - mit einer Studie zu den Schulhauskosten und mit einer Überprüfung geltender Normen.
Ein Artikel in der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) hatte vor drei Wochen den Stein ins Rollen gebracht. Darin wurde unter anderem mit Kostenbeispielen dargelegt, dass die Stadt Zürich viel teurer baut als Private. So wiesen die fünf zuletzt gebauten städtischen Schulhäuser durchschnittliche Quadratmeter-Kosten aus zwischen 3900 und 5'400 Franken. Bei der Zurich International School in Adliswil beliefen sich die Baukosten pro Quadratmeter nicht einmal auf 2300 Franken. Auch im Wohnungsbau ist die Situation ähnlich. Die sozial orientierten Baugenossenschaften bauen wesentlich günstiger als die Stadt. Laut NZZ kostete der Bau der 150 städtischen Sozialwohnungen Werdwies 70 Millionen Franken, das heisst 3690 Franken pro Quadratmeter. Beim Bau der vergleichbaren Siedlung Wolfswinkel der Allgemeinen Bauenossenschaft Zürich liegen die Quadratmeterkosten bei 2712 Franken.
Angesichts eines drohenden Budget-Defizits von 200 Millionen Franken empfinden viele solche Unterschiede als störend und nicht akzeptierbar. Wie aus einem dieser Tage publizierten Interview der NZZ mit dem zuständigen Hochbauvorstand André Odermatt hervorgeht, will dieser eine Benchmark-Studie zu den Schulhausbaukosten lancieren und die geltenden Normen überprüfen. Angesprochen auf einzelne Punkte, die in der Öffentlichkeit und unter Baufachleuten zu reden geben, gibt sich der Bauvorstand im NZZ-Interview zurückhaltend und verweist auf das seit sechs Jahren bestehende Konzept „Zürich baut gut und günstig“, das seine Zeit brauche. Es war von Stadträtin Kathrin Martelli ins Leben gerufen worden um einen Fünftel der Baukosten einzusparen. Ob dies erreicht worden ist, weiss Odermatt nicht. Das Controlling habe gefehlt, zitiert ihn der „Tages Anzeiger“ in der aktuellen Ausgabe.
Wenig konkret äusserte er sich im NZZ-Interview überdies auch zu verschiedenen Normen bei Bauten des Kantons und der Stadt Zürich. Immerhin hätte er ein gewisses Interesse daran, einmal einen Musterbau nach dem kürzlich vorgestellten ETH-Konzept für CO2-neutrales Bauen zu realisieren. (mai)