Zürcher Kantonsrat wagt sich an die Tiefengeothermie
Der Zürcher Kantonsrat hat am Montag das Thema Geothermie zurück auf die politische Agenda gebracht – genauer die Tiefengeothermie, bei der bis zu fünf Kilometer tief in den Boden gebohrt wird. Der Regierungsrat muss aufzeigen, wie er diese Technik fördern will.
Quelle: SoylentGreen - Myself, Earth-Texture is from NASA., CC BY-SA 3.0
Schalenaufbau des Erdinneren: Erdkruste (weiss); Erdmantel (dunkelrot); äusserer und innerer Erdkern (hellrot und gelb). (Symbolbild)
Der Kantonsrat überwies das Postulat von SVP, FDP, EVP und Mitte mit 165 Ja zu 1 Nein an den Regierungsrat. Dieser hat nun maximal zwei Jahre Zeit, einen Bericht dazu vorzulegen. Baudirektor Martin Neukom (Grüne) macht «gerne eine Auslegeordnung», wie er sagte.
Man müsse das Potential aber realistisch einschätzen. Es werde nicht möglich sein, substantielle Mengen Strom über Tiefengeothermie zu decken. Die Abklärungen seien aber sinnvoll, weil mehr Stromquellen die Versorgung stabiler machen würden.
Die einzige Gegenstimme kam von Hans-Peter Amrein (parteilos, Küsnacht). «Es ist überhaupt nicht bewiesen, dass die Tiefengeothermie sicher ist», sagte er. Es sei falsch, wenn der Kanton Zürich für solche Luftschlösser Steuergelder aufwerfe.
Keine Technologie ohne Misserfolge
Die Ratsmehrheit wollte sich von bisherigen Fehlschlägen aber nicht abschrecken lassen. «Kaum eine Technologie kommt bei ihrer Entwicklung ohne Misserfolge aus», sagte Manuel Sahli (AL, Winterthur).
Natürlich wisse man nicht, ob Tiefengeothermie funktioniere, sagte Christian Lucek (SVP, Dänikon). Deshalb müsse man die Forschung unterstützen. Lucek ist Vorstandsmitglied beim Verein Geothermische Kraftwerke Zürich, zusammen mit FDP-Kantonsrätin Barbara Franzen (Niederweningen). Sie lancierten den Vorstoss.
Erdbeben in St. Gallen und Bern
Bei Geothermie-Versuchen in St. Gallen und Basel kam es in den Jahren zu 2006 und 2013 zu Erdbeben. Seither gibt es gegenüber dieser Technik grosse Vorbehalte, laufende Versuche wurden deshalb auch abgebrochen.
Bei der Tiefengeothermie wird – anders als bei der Geothermie – aber wesentlich tiefer auf bis zu sieben Kilometer gebohrt. Tiefengeothermie setzt auch nicht auf die Fracking-Methode, bei der unter hohem Druck Flüssigkeit in Gesteinsschichten gepresst wird.
An der ETH laufen aktuell Forschungen zu einer Tiefengeothermie-Methode ohne Fracking, bei der CO2 in einem geschlossenen Kreislauf erwärmt wird. Auf diese Weise könnte bereits ab Bohrtiefen ab drei Kilometern Strom produziert werden.
Tiefengeothermie im Kanton Jura
Im Kanton Jura ist in der Gemeinde Haute-Sorne zudem ein Tiefengeothermie-Pilotprojekt geplant. Dieses wird von verschiedenen Energieunternehmen geplant, darunter der Geo-Energie Suisse AG (GES). Aber auch das Stadtzürcher Elektrizitätswerk EWZ ist daran beteiligt.
In einer ersten Phase werden Erkundungsbohrungen durchgeführt, mit der die Beschaffenheit des Untergrundes bis in die Endtiefe von vier bis fünf Kilometern ausgelotet wird. Hauptziel dieser Bohrungen ist die Evaluierung des seismischen Risikos – also von Erdbeben.
Die lokale Bevölkerung im Jura wehrte sich gegen das Projekt. Im Jahr 2018 wies das Bundesgericht aber einen Rekurs gegen das Bauprojekt ab. Das geplante Geothermiekraftwerk soll rund 6000 Haushalte mit Strom versorgen. Auch der Bund unterstützt das Projekt. (pb/mgt/sda)