Zürcher Architekten planen das Redaktionshaus der Berliner «taz»
E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten aus Zürich haben den internationalen Wettbewerb für den Neubau der «taz» in Berlin gewonnen.
Die Redaktion der Berliner Tageszeitung «taz» an der Rudi-Dutschke-Strasse schräg gegenüber dem Checkpoint Charlie schrieb unter beengten Verhältnissen, dies soll sich nun ändern. Das Medienunternehmen hat das Grundstück Friedrichstrasse 20 bis 22 gekauft, auf dem 250 Journalisten ihr neues Zeitungszuhause finden beziehungsweise genügend Platz und alle unter einem Dach schreiben werden. Für den Neubau wurde 2014 ein Wettbewerb ausgelobt, an dem 310 Bewerber aus Europa mitgemacht hatten. Der erste Preis ging an ein Schweizer Team: E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA SIA AG aus Zürich haben die Jury mit ihrem Entwurf überzeugt.
Eine Herausforderung war dabei die besondere Ecklage des Neubaus zwischen traditionellem Berliner Block und den Solitärbauten aus der Zeit der IBA. In ihrem Entwurf haben E2A die Themen Block und Ecke städtebaulich kombiniert: Entlang der Friedrichstrasse wird die Berliner Traufhöhe übernommen und der Block weitergeführt. Durch einen sanften Rücksprung der Fassade an der Friedrichstrasse entsteht ein klar akzentuierter, von der Strassenflucht zurückspringender Eingangsbereich. Strasse, Ecke und Hof werden somit zum städtebaulichen Leitmotiv und überführen den möglichen Gebäudeumschlag des geltenden Bebauungsplans in eine einfache und prägnante Volumetrie.
Die architektonische Gestalt des neuen Hauses erinnert an den Moskauer «Schabolowka»-Radioturm von Wladimir G. Schuchow aus den frühen 1920er Jahren, dessen Struktur, als Netz ausgebildet, mit möglichst wenig Material maximale Tragfähigkeit erreichte: Sinnbild eines Tragsystems, in dem jedes Element die gleiche Wichtigkeit hat. Das Netz ist eine Struktur, in der alle Teile gleichviel zu leisten haben und nur zusammen Stabilität erreichen. Es ist ein System ohne Hierarchie.
Die Taillierung im Grundriss durch den Hof und den Rücksprung erlaubt es der Tragstruktur, sich lediglich als dünnes Netz an der Peripherie des Hauses abzubilden und dadurch im Inneren auf zusätzliche aussteifende Strukturen zu verzichten. Die über 13 Meter frei spannenden, als Edelrohbau geplanten Bürogeschosse schaffen eine Werkstatt-Atelier-Atmosphäre und sind in der Lage, flexibel auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Arbeitsformen zu reagieren. Im Zentrum des neuen Hauses befindet sich hinter Glas die Treppenskulptur, die in ihrer Dimension und Plastizität mehr ist als nur Geschossverbindung: Im Erdgeschoss als einläufiger und grosszügiger Aufgang geplant, wird der Treppenlauf zur vertikalen Fussgängerzone des neuen Hauses. Die Zwischenpodien sind Treffpunkte und Ort der Begegnung und des informellen Austauschs. Hier atmet das Haus und fördert die spontane Kommunikation. (mtg/cet)