Zinsen von Festhypotheken angestiegen
Die Zinsen von Hypotheken mit fixiertem Zinssatz sind in den vergangenen Wochen erstmals wieder etwas angestiegen. Sie waren seit Beginn der Finanzkrise kontinuierlich zurück gegangen. Dennoch kann laut Experten von einer Trendwende keine Rede sein.
Die Zeitung "Sonntag" berichtete vergangenes Wochenende von einem Ende der "historischen Talfahrt" bei den Hypothekarzinsenn. Der Artikel hatte darauf zu Reden gegeben. Die Zeitung hatte sich auf den Hypoindex des VZ Vermögenszentrums gestützt. Gemäss diesem ist der Durchschnittssatz für Festhypotheken mit einer Laufzeit von 5 Jahren von knapp 1,4 Prozent Mitte Dezember auf gegenwärtig über 1,6 Prozent gestiegen. Auch der Internetvergleichsdienst Comparis weist für Hypotheken mit einer Laufzeit von 10 Jahren einen durchschnittlichen Zins von rund 2,3 Prozent aus. Am 15. Dezember waren die Zinsen für zehnjährige Hypotheken gemäss Comparis auf den historischen Tiefststand von 1,94 Prozent gesunken. Damit haben sich die Richtzinsen für langfristige Festhypotheken, bei denen der Zinssatz über einen bestimmten Zeitraum fixiert ist, in den letzten zwei Monaten um rund 20 Prozent erhöht. Eine Abkehr von den Tiefstzinsen machen Experten aber dennoch nicht aus.
Teilweise Normalisierung
Diese Entwicklung bedeutet für Lorenz Heim, Leiter des Bereichs Hypotheken beim VZ Vermögenszentrum, keine Trendwende. Vielmehr spricht er von einer teilweisen Normalisierung. Die Zinsen für langfristige Festhypotheken befänden sich lediglich wieder auf dem Niveau vom März vergangenen Jahres. Zudem hätten sich die Zinsen für Hypotheken mit kurzen Laufzeiten, die sehr viel schneller auf Trendwenden reagieren würden, nicht bewegt und verharrten noch immer auf ihren Tiefstständen. Auch Ansgar Gmür, Direktor des Hauseigentümerverbands, will den Zinsaufschlag nicht überbewerten. Bereits im Frühsommer 2011 habe es eine Phase mit steigenden Zinsen gegeben, die sich dann als "Strohfeuer" entpuppt habe.
Tiefzinspolitik der Nationalbank als Ursache
Die Ursache für die Zinserhöhung für Hypotheken mit langen Laufzeiten liegt laut den Experten angesichts der unveränderten Tiefzinspolitik der Schweizerischen Nationalbank im Ausland und an den AktienmärktenDer Himmel über der Eurozone hat sich in den vergangenen Monaten aufgehellt. Gleichzeitig floss wieder vermehrt Kapital in die Aktienmärkte, was zu einer Verknappung im Kapitalmarkt führte. Wie Adrian Wenger, Leiter Hypothekarberatung beim Vermögenszentrum VZ, erklärt, werden die Zinsen in erster Linie vom Markt diktiert. Gemäss Stefan Rüesch, Banken- Experte bei Comparis, erhöhen die Banken die Zinsen aber jeweils stärker, als dies der Markt verlangen würde. Damit nehmen die Margen der Finanzinstitute zu. Und auf zusätzliche Margen sind die Banken aufgrund der Verschärfung der regulatorischen Vorschriften angewiesen. Sie sind angehalten, ihr Hypothekarkreditvolumen vermehrt mit Eigenkapital zu unterlegen.
Antizyklische Kapitalpuffer
Seit Juli 2012 hat der Bundesrat zudem die Möglichkeit, auf Betreiben der Nationalbank den antizyklischen Kapitalpuffer zu aktivieren, worauf die Banken zusätzliche Eigenmittel bilden müssten. SNB-Direktionsmitglied Fritz Zurbrügg sagte Anfang Januar im Schweizer Fernsehen, die Aktivierung werde laufend geprüft. Die Aktivierung dieses zusätzlichem Kapitalpuffers, mit dem die Überhitzung des Immobilienmarkts verhindert werden soll, hätte gemäss Lorenz Heim vom Vermögenszentrum VZ zwar teurere Hypothekarkredite für Neukunden zur Folge. Die Bedingungen für den Bau eines Eigenheims wären im historischen Vergleich aber immer noch "super günstig". (sda)