Zementriese erhält Fitnesskur verschrieben
Der Zementkonzern Holcim verschreibt sich nach zuletzt enttäuschender Profitabilität ein Programm zur Kostensenkung. Bis Ende 2014 will der Zementriese den Betriebsgewinn um mindestens 1,5 Milliarden Franken verbessern.
Es werde auch Einschnitte beim Personal geben, erklärte der neue Konzernchef Bernard Fontanam im Rahmen einer Telefonkonferenz mit Analysten und Journalisten. Details wollte er keine nennen. Denn der Stellenabbau sei im Verhältnis zu den anderen geplanten Massnahmen nicht signifikant. Ebenfalls nicht äussern wollt sich der Nachfolger Markus Akermanns zu den Auswirkungen nach Regionen. In einigen Gebieten werde zusätzliches Personal eingestellt, etwa in der Logistik. - Fontana hatte bereits in seinem vorherigen Job als Chef des Luxemburger Stahlherstellers Aperam ein ähnliches Sparprogramm eingeleitet.
Verbesserte Kundenorientierung und Innovationen
Den grössten Beitrag zum höheren Betriebsgewinn sollen mit 500 Millionen Franken eine verbesserte Kundenorientierung und Innovationen bringen. Damit will Holcim die Margen wieder erhöhen, nachdem diese wegen gestiegener Kosten für Energie, Rohstoffe und Transporte gesunken sind. Weitere 300 Millionen Franken Gewinnerhöhung oder mehr erwartet Holcim von einer Steigerung der Energieeffizienz und vom Einsatz alternativer Brennstoffe in den Zementwerken. Die Logistikkosten als gewichtiger Faktor sollen um wenigstens 250 Millionen Franken sinken. Ein gestrafftes Beschaffungswesen schliesslich soll nochmals denselben Betrag in die Kassen spülen.
Zudem will Holcim die Administrations- und Servicekosten auf allen Konzernstufen senken und damit weitere 200 Millionen Farnken oder mehr zusätzlichen Gewinn generieren. Der Anbieter von Zement und Zuschlagstoffen will weniger mit externen Beratern arbeiten und Werke mit einer tiefen Auslastung hinterfragen. Laut dem Unternehmen sind Bereichsverkäufe denkbar.
Erste Auswirkungen bereits 2012 erwartet
Auch bei Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz will sich der Konzern verbessern sowie das Personal ausbilden und fördern. Schon dieses Jahr erwartet Holcim aus dem Sparprogramm einen positiven Beitrag zu Betriebsgewinn von 150 Millionen Franken. Umgekehrt sollen die gesamten Kosten des Programms weniger als 200 Millionen Franken betragen. 2011 hatte Holcim einen Betriebsgewinn von 2,3 Milliarden ausgewiesen. Unter dem Strich brach das Ergebnis, teils wegen eines Abschreibers in Südafrika, von 1,182 Milliarden Franken im Vorjahr auf 275 Millionen Franken ein. Auch im Startquartal 2012 enttäuschte der Konzern die Anleger, sank doch der Reingewinn vor Minderheiten um 5 Prozent auf 116 Millionen Franken. Nach Minderheiten stagnierte er auf 10 Millionen Franken.
Die Pläne zur Gewinnsteigerung beflügelten zunächst die Holcim-Aktie, deren Kurs heute Montagmorgen zunächst um bis zu 3,5 Prozent zulegte. Doch dann überwogen die Sorgen wegen der Eurokrise und die Kurskurve der Aktie drehte ins Minus. Bei Börsenschluss notierte sie 1,1 Prozent schwächer als am Vorabend.
Es sei schwierig, die Auswirkungen des Programms zu beurteilen, so Serge Rotzer, Analyst der Bank Vontobel. Auch Patrick Appenzeller von Helvea meldete Zweifel an, ob der Gewinn so stark gesteigert werden kann. Fontana setze mit dem lancierten Programm ein starkes Zeichen, welches die Organisation des Konzerns durchrütteln dürfte, kommentierte Martin Hüsler von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). (mai/sda)