15:06 BAUBRANCHE

Wurzelpilze und Pflanzenvielfalt beugen Hangrutschen vor

Immer wieder verursachen in der Schweiz Hangrutsche Schäden. Eine vielfältige Pflanzenwelt und eine entsprechende Waldbewirtschaftung kann die Situation entschärfen. Dies zeigt ein im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» erarbeiteter Bericht der WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung.

Weil wegen des Klimawandels extreme Unwetter zunehmen, wird es vermehrt zu Hangrutschungen kommen. Während der vergangenen 20 Jahre haben solche Ereignisse laut WSL in der Schweiz Schäden von bis zu 100 Millionen Franken verursacht und Menschen, Gebäude sowie Verkehrswege gefährdet.

Deshalb untersuchte ein Forschungsteam der WSL/SLF und der ETH in einem Projekt im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms „Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden“ (NFP 68), wie die Vegetation und insbesondere der Wald die Hangstabilität beeinflussen. Zudem gingen die Wissenschafter der Frage nach, wie Hangrutschungen mit einfachen, kostengünstigen Mitteln besser vorhergesagt und möglichst verhindert werden.

Sie konzentrierten sich dabei auf die biologischen Massnahmen. Das heisst auf Pflanzen und Wurzelpilze, da sie eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung des Bodens spielen. Für die Studie nutzten die Forscher eine Datenbank, in der über siebenhundert Rutschungen detailliert dokumentiert sind. Diese Daten ergänzten sie mit Experimenten im Feld und im Labor. Zudem verglichen die Forscher unterschiedliche Waldstrukturen und untersuchten mit einem eigens konstruierten Scherapparat, wie stark die Kräfte sein müssen, damit der Boden sowohl mit als auch ohne Bepflanzung ins Rutschen gerät.

Dabei gelang es den Wissenschaftern, die Bodenmechanik, die stabilisierende Wirkung der Pflanzen sowie die Art von Waldbewirtschaftung und Landnutzung miteinander zu verbinden. Mit diesem neuen Verfahren lassen sich Rutschungen in bewaldeten Gebieten erklären und daraus wiederum ableiteten, wie die Vegetation beschaffen sein muss, damit sie vor Rutschungen schützt.

Symbiose von Pilz und Pflanze

Es zeigte sich, dass vor allem artenreiche Wälder mit vielfältiger Wurzelstruktur sowie mit unterschiedlich alten und hohen Bäumen die Stabilität des Bodens verbessern. Zudem machten die Untersuchungen auch deutlich, dass optimal bewachsene und durchwurzelte Hänge bis zu 5 Grad steiler und stabil sein können als Hänge, auf denen nichts gedeiht. Kritisch sind allerdings Waldlücken von mehr als zwanzig Metern Länge in der Falllinie. Wurzel- oder vielmehr sogenannte Mykorrhizapilze, die in einer Symbiose mit den Pflanzen und Bäumen leben, können die stabilisierende Wirkung der Pflanzen jedoch erhöhen.

Überdies erstellten die Forscher für das Jahrhundert-Unwetter in Sachseln im Jahre 1997 aufgrund ihrer Erkenntnisse eine Kostenschätzung für die Pflege des Schutzwalds. Sie stellten diese stellten der damaligen Gesamtschadensumme von rund 120 Millionen Franken gegenüber. Dabei kamen zu folgendem Schluss: Würden 10 bis 25 Prozent der Schadensumme in die Waldpflege investiert, könnte der Wald hundert Jahre lang so gepflegt werden, dass keine erheblichen Schäden entstehen. (mai/mgt)

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