Wohneigentum auf Zeit interessiert Mieter und Eigentümer
Wohneigentum auf Zeit könnte auf dem Schweizer Immobilienmarkt auf grosses Interesse stossen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen der Hochschule Luzern (IFZ). Laut den Autoren brächte das Modell sowohl Käufern als auch Investoren Vorteile.
Das Wohneigentum auf Zeit funktioniert so: Eine Immobilie wird für eine im Voraus festgelegte Zeitspanne erworben, die sich unter anderem nach den damit verbundenen Umständen richtet. Ein Paar kauft ein Haus, wenn die Kinder zur Welt kommen. Sind diese erwachsen und ausgezogen, braucht es den Platz nicht mehr. Dabei wird ebenso wie beim traditionellen Eigentum das Eigentum im Grundbuch eingetragen. Die Käuferschaft hat für die festgelegte Anzahl Jahre das umfassende Eigentumsrecht. Nach Ablauf geht das Wohnobjekt wieder in das Eigentum des Investors zurück.
Ein Vorteil dieser Eigentumsform: Wohneigentum zu erwerben, wird günstiger, weil der Kaufpreis nur auf die festgelegte Besitzdauer bezieht. Mit Ausnahme einer Liegenschaft in der Agglomeration Bern existiere „Wohneigentum auf Zeit“ bis anhin sowohl in der Schweiz als auch in Europa in dieser Form nicht, schreibt die Hochschule Luzern (HSLU) in ihrer Medienmitteilung.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat das IFZ nun untersucht, auf welche Resonanz die neue Wohneigentumsform in der Schweiz stösst und startete dazu Ende vergangenen Jahres eine Online-Umfrage. Insgesamt wurden Antworten von 996 Wohneigentümerinnen und Mietern ausgewertet.
Mieter und Besitz auf Zeit
Dabei zeigte sich, dass rund drei Viertel – oder 72 Prozent – der Wohneigentümer sich vorstellen können, eine Immobilie lediglich für eine beschränkte Zeit zu erwerben. Positiv hervorgehoben worden wurde dabei etwa, dass die Wohnkosten im Vergleich zum traditionellen Eigentumsmodell reduziert sind und man sich nach Ablauf der Laufzeit nicht um den Verkauf des Objektes kümmern muss. Zudem fand das Modell auch Zustimmung, weil das Wohnobjekt während der Vertragsdauer veräussert werden kann.
Noch etwas positiver sehen Mieter das Wohneigentum-auf-Zeit-Modell: Es wird von 78 Prozent gar befürwortet. Dies erscheine im Hinblick darauf, dass rund die Hälfte aller befragten Mieter in absehbarer Zeit Wohneigentum erwerben wolle, nicht erstaunlich, schreibt die HSLU. Betrachte man ausschliesslich die Gruppe der Mieter mit Kaufabsichten, erhöhe sich die Zustimmungsquote auf 81 Prozent. Im Vergleich zu den Wohneigentümern gewichten die Mieter die mit dem neuen Modell verbundenen verminderten Wohnkosten noch stärker als die Eigentümer. Ebenso ist den Mietern wichtig, dass sie das Wohnobjekt vor Ende der Laufzeit verkauf können.
Einkommen wirkt sich aus
Einen Einfluss dürfte auch die finanzielle Situation haben. Dies gilt vor allem für die Eigentümer: Umfrageteilnehmer mit einem Haushaltseinkommen zwischen 104ʼ000 und 130ʼ000 Franken standen dem neuen Eigentumsmodell im Vergleich zu denjenigen mit einem tieferen oder höheren Haushaltseinkommen eher skeptisch gegenüber. Die Studie zeigt zudem, dass Wohneigentum auf Zeit bei Personen mit einem Vermögen zwischen 500ʼ000 und 1 Million Franken auf das grösste Interesse stösst.
Bei den Mietern sieht die Situation ähnlich aus und unterscheidet sich kaum. Allerdings beeinflussen Alter und berufliche Stellung die Haltung der Mieter gegenüber dem neuen Eigentumsmodell: Jene, die nicht berufstätig sind, befürworten das Modell deutlich häufiger. Interessant sei ferner, dass mit zunehmendem Alter die Unterstützung von Wohneigentum auf Zeit sinke, heisst es bei der HSLU. (mai/mgt)