Wenn Züge sich aus dem Weg gehen
Die SBB wollen in Pratteln eine Unterquerung und einen Tunnel bauen. Dank dem 1,2-Milliarden-Franken-Projekt können sich die Züge künftig kreuzungsfrei überholen, ohne einander zu behindern. Dadurch erreichen sie eine Kapazitätserhöhung des Bahnhofs in Basel.
Quelle: zvg
Die Geleise im Bahnhof Pratteln sollen entflechtet werden.
Fast eine Million Menschen fuhren letztes Jahr jeden Tag mit den SBB. Das sind drei Prozent mehr als 2010 und ein neuer Rekord. Um das Angebot der steigenden Nachfrage anzupassen, sind zahlreiche Massnahmen nötig. So sollen in Basel die Züge Basel–Ergolztal und Basel–Fricktal künftig alle 15 Minuten verkehren. Erreichen lässt sich dieses Ziel nur durch eine Entflechtung der Bahngleise in Pratteln. Die Nordwestschweizer Kantone haben deshalb die SBB im Februar 2010 beauftragt, eine Studie für ein sogenanntes «Entflechtungsbauwerk» zu erarbeiten. Die Studienergebnisse unter Einbezug der Stellungnahmen von Kanton und Gemeinde liegen seit Ende 2011 vor.
Die von SBB, Kanton und Gemeinde favorisierte Entflechtungsvariante sieht eine Unterquerung westlich des Bahnhofs Pratteln vor. Die dem Personenverkehr dienenden Gleise auf der Seite Muttenz werden dabei unmittelbar nach der Querung Hardstrasse in einen 700 Meter langen zweispurigen Tunnel geführt – unter den bestehenden Brückenbauwerken hindurch. Gleichzeitig sollen die Gleisanlagen im Bahnhof nördlich in Richtung Wasenstrasse ausgebaut werden. Anstatt vier Hauptgleise stehen Güter- und Personenverkehr im Endausbau neu acht Hauptgleise zur Verfügung. Der Bahnhof bleibt, im Gegensatz zu einer früheren Variantenidee, am selben Ort.
Bund zahlt mit
Die vorgeschlagene Entflechtungsvariante ermöglicht, dass sich Züge gleichzeitig auf unterschiedlichen Ebenen kreuzen können, ohne einander zu behindern. Das erhöht die Kapazität und ist darum eine der entscheidenden Voraussetzungen für einen S-Bahn-Viertelstundentakt Basel–Ergolztal und Basel–Fricktal.
Die geschätzten Kosten für die gesamte Entflechtung (Endausbau) belaufen sich laut Studie auf 1,2 Milliarden Franken. Eine erste Etappe mit Unterquerung und fünf statt acht Hauptgleisen würde 0,5 Milliarden Franken kosten. Die 1. Etappe würde jedoch, zusammen mit anderen Ausbauten bereits einen S-Bahn-Viertelstundentakt ins Ergolztal und ins Fricktal ermöglichen. Die Bauzeit für die erste Etappe dürfte – unter laufendem Bahnbetrieb – über zehn Jahre betragen.
Der Bau der Entflechtung Pratteln soll mit Bundesmitteln finanziert werden. Der Bundesrat hat die erste Etappe in der Botschaft zu Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur (FABI) zwar der ersten Dringlichkeitsstufe zugeordnet, die bis 2040 umzusetzen ist. Im ersten Ausbauschritt des Bundes bis 2025 ist sie indes nicht enthalten. (ffi/mgt)