Wenn ein Wolkenkratzer auch die Kurve kratzt
Es soll nicht das höchste Hochhaus sondern das längste sein – sofern „The Big Bend“ tatsächlich gebaut wird: Die Architekten des Büros Oiio mit Niederlassungen in Athen und New York haben einen Wohnturm für New York entworfen, der wie ein schmales, umgekehrtes „U“ aussieht.
Die Form ist auch der Trick hinter ihrem Projekt: Das Gebäude ist theoretisch doppelt so hoch, wird aber in der Mitte einfach gebogen, sodass das andere Ende wieder auf dem Boden zu stehen kommt. - Als Standort für ihr Projekt haben die Schöpfer des Bend (englisch für Biegung oder Rohrbogen) die sogenannte „Billionaires‘ Row“ im Süden des Central Park ausersehen, wo bereits verschiedene Luxuswohntürme aus der Feder bekannter Architekten stehen, etwa Christian de Portzamparcs 306 Meter hoher „One 57“ oder das 426-Meter-Hochhaus an der 432 Park Avenue, das Rafael Viñoly entworfen hat. Den Visualisierungen zu folge dürfte der Bend die umliegenden Bauten überragen, wie hoch er aber am Ende tatsächlich sein soll – das erfährt man auf der Website von Oiio nicht.
Letztlich ist das Gebäude „nur“ eine Idee, das New Yorks Baubestimmungen ad absurdum führt. „The Big Bend folgt lediglich dem jüngsten Trend in New York City: Die Ausbreitung von myriadenweise hohen schmalen Wohntürmen“, erklären die Architekten von Oiio auf ihrer Website das Projekt. Die Bauzonenbestimmungen würden im Big Apple von Immobilienentwicklern mit teils eigentümlichen Tricks umgangen, um die Höhe der Bauten zu maximieren und diesen so mehr Prestige zu verleihen. In der Folge fragten sie sich: „Was wäre, wenn man Höhe durch Länge ersetzte? Was wäre, wenn unsere Gebäude statt hoch lang wären?“ So entstand schliesslich die Idee zum Wohnturm, der Dank der Biegung die Kurve in Sachen Baubestimmungen kratzen könnte.
Ob der hohe, schmale Bogen mit Blick auf den Central Park tatsächlich gebaut wird, steht in den Sternen. Schliesslich müsste ein Investor gefunden werden. (mai)