Wenn die Architektur eine runde Sache ist
Runde Räume gefallen im Durchschnitt besser als solche mit Ecken und Kanten. Allerdings werden sie nicht nur als schöner beurteilt. Wer sie betrachtet, verstärkt dabei auch positive Hirnaktivitäten. Dies hat ein östereichisch-dänisch-kanadisches Forscherteam in einer Studie herausgefunden.
Quelle: Travus, wikimedia, CC
Rund bauen mit Tradition: Trullo in Apulien.
Amerikaner verbringen fast 90 Prozent ihrer Zeit in geschlossen Räumen, Europa nähert sich diesem Wert an. „Wir stellten uns die Frage, ob die ästhetischen Prinzipien, die bestimmen, wen, welche Dinge oder Kunstwerke wir ästhetisch ansprechend finden, auch bei der Beurteilung von Architektur eine Rolle spielen oder ob hier andere, eher nützliche Kriterien im Vordergrund stehen“, erklärt Psychologe Helmut Leder vom Institut für psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden der Universität Wien. „Und natürlich interessiert uns, ob und wie das in der direkten Hirnaktivität ablesbar ist.“ - Leder hat zusammen mit Kollegen aus Kanada und Dänemark an einer internationalen Studie mitgewirkt, um die Wirkung von Architektur empirisch zu untersuchen.
Dass runde Formen eher gefallen als eckige, ist bekannt. Dies haben auch vorangegangene Studien der Arbeitsgruppe um Leder gezeigt. In der aktuellen Untersuchung wurden nun Versuchspersonen gebeten, Bilder von Innenräumen nach ihrer Schönheit zu beurteilen. Zudem wollten Forscher wissen, ob die Testpersonen die Räume gern betreten wollten. Die Räume variierten in der Form – eher rund oder eckig – sowie in Höhe und Offenheit. Die Auswertung zeigte einen eindeutigen Effekt: Räume mit runden Formen wurden klar als schöner beurteilt.
Zudem ergaben die Analysen der Hirnaktivität, dass die Betrachtung der runden Räume mit verstärkter Aktivität von Hirnregionen, denen man eine Belohnungsfunktion und generell angenehme Gefühle zuschreibt, einherging. Allerdings fanden die Forscher keinen Hinweis darauf, dass runde Räume weniger Warnreaktionen auslösten, als dies bei der Betrachtung von spitzen Gegenständen der Fall ist. Diese Reaktion deute nicht auf eine von der Evolution eingepflanzte Furcht vor eckigen Formen hin, heisst es dazu in der Medienmitteilung der Universität Wien. (mai/mgt)