Wenn der Dschungel Städte überwuchert
Märchenhafte Stadtvisionen in Asien, postkoloniale Bauten in Afrika und verborgene Ecken in europäischen Städten – die dritte Folge der „Welt Bilder“-Reihe im Zücher Helmhaus lädt zu Städtetrips der besonderen Art ein.
Ein Dickicht aus Palmen, Lianen und Dschungelpflanzen. Im Vordergrund schimmert ein Tümpel, irgendwo im Grün leuchten kleine, grellrote Blüten. Was auf den ersten Blick wie ein Urwald aussieht, entpuppt sich schnell als Stadtansicht. Hinter den wuchernden Pflanzen ragen Krane und Wolkenkratzer in den Himmel. Die grossformatige Fotografie von Peter Bialobrzeski hängt in der Ausstellung „Welt Bilder 3“ im Zürcher Helmhaus. Auch die dritte Folge der Ausstellungsreihe „Welt Bilder“ soll zeigen, wie Künstler ihre Sicht auf die Welt auf das Medium Fotografie übertragen. Dabei kam eine faszinierender Bilderbogen von Riesenstädten wie Shanghai oder Shinzen über London nach Cairo bis in den Kongo zu Stande.
„Mir geht es nicht darum, zu zeigen wie es da ist, ich will zeigen, wie es da sein könnte, wenn ich es fotografiere“ sagt Peter Bialobrzeskis über seine künstlichen, städtischen Dschungelwelten. Und während seine von Blättern überwachsenen Bauten eher von Träumen als von der Wirklichkeit erzählen, zeigt Andreas Seibert die harte Realität. Der Schweizer Fotograf porträtiert das Leben chinesischer Wanderarbeiter in Shenzen: Einer Nachtaufnahme der Boomstadt stellt er Menschen gegenüber, die im Müll nach Essbaren suchen.
Die Schönheit verwahrloster Plätze
Eindrücklich sind auch die Arbeiten des Südafrikaners Guy Tillim. Mit seiner Serie „Avenue Patrice Lumumba“ zeigt er die postkoloniale Architektur Afrikas und wirft dabei auch ein Auge auf ihre Bewohner. Auf seinen Bildern erhalten Plattenbauruinen oder verwahrloste Plätze eine eigene Ästhetik, obwohl auf ihnen offensichtlich Kriege und Elend ihre Spuren hinterlassen haben. Zudem machen die Fotografien neugierig auf die Geschichten der Menschen, die dort leben.
Nicht auf die Geschichte sondern auf die verborgene Schönheit unspektakulärer Details machen Andrea Gohls Fotografien aufmerksam. Eine Wand, ein Teil eines Gerüsts oder das Schattenspiel einer Lampe vor einer orangfarbenen Wand verwandeln sich dank überhöht leuchtender Farben in kleine abstrakte Kompositionen. Entdeckt hat Gohl diese „Kunstwerke“ in Städten wie London, Paris, Rom oder New York.
Ob einfach schön oder berührend, der Bilderbogen im Zürcher Helmhaus lädt zum verweilen, nachdenken und staunen ein. So unterschiedlich die Bilder sind, so unterschiedlich sind die Blickwinkel aus denen ihre Fotografen die Welt betrachten. Vor allem letzteres macht die Ausstellung so spannend. (mai)
„Welt Bilder 3“ bis 17. Januar
Ort: Helmhaus Zürich, 8001 Zürich
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag10 bis 18 Uhr; Donnerstag, 10 bis 20 Uhr; Montag geschlossen
Weitere Informationen: www.helmhaus.org