Weltweiter Boom bei Rechenzentren fordert Stromnetze heraus
Nicht nur die Digitalisierung wächst rasant, sondern auch der Bedarf an neuen Rechenzentren. Allerdings könnten Probleme bei der Digitalisierung diese Entwicklung ausbremsen. Dies ist einer der Schlüsse, den die Experten des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) in ihrem heute veröffentlichten Globalen Ausblick für Rechenzentren ziehen.
Quelle: Tayloer Vick, Unsplash
Server in der Universität von Wahsington.
Der Ausblick ortet verschiedene Trends. So dürfte die Künstliche Intelligenz (KI) auch im 2025 weiter an Danymik gewinnen: In den letzten Jahren seien Milliarden in KI investiert worden, heisst es im Report. Die benötigte Rechenleistung hat die Nachfrage nach Rechenzentren laut den Autoren auf ein Rekordniveau getrieben. Zusätzlich verstärkt wird dieser Trend von der Weiterentwicklung der Chip-Technologie, die wiederum für eine Beschleunigung bei den KI-Innovationen sorgt. Rechenaufgaben, die früher Stunden dauerten, können mittlerweile in Sekunden erledigt werden. Gemäss dem Ausblick deuten alle Zeichen darauf hin, dass die Nachfrage nach Rechenzentren aufgrund der KI auch dieses Jahr weiter an Dynamik gewinnt.
Elektrifizierung von Maschinen, Gebäuden, Klimaanlagen und Autos
Konkret rechnen die Experten von JLL bis zum 2027 bei den Rechenzentren mit einem weltweiten, durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 15 Prozent. "Entscheidender Treiber ist neben 5G-Mobilfunk sowie Cloud- und Streaming-Dienstleistern vor allem KI" heisst es im Report, der heute Freitag veröffentlicht worden ist. Eines der grössten mit dieser Entwicklung verbundenen Probleme ist laut dem Report der steigende Energiebedarf: Rechenzentren würden 2025 voraussichtlich etwa zwei Prozent des globalen Energiebedarfs ausmachen. Bei JILL erwartet man jedoch, dass sich dieser Anteil in den nächsten fünf Jahren verdoppeln werde.
All dies macht Investitionen in Infrastruktur notwendig. Wie Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany, erklärt, lassen nicht nur Rechenzentren den Strombedarf steigen, sondern auch die Elektrifizierung von Maschinen, Gebäuden, Klimaanlagen und Automobilen. "Um dieser Herausforderung gerecht zu werden und die Entwicklung neuer Rechenzentren zu ermöglichen, muss nicht nur in die Effizienz, sondern auch in die Infrastruktur wie Übertragungsleitungen und Umspannwerke investiert werden, was viel Zeit in Anspruch nehmen kann."
Small Modular Reactors um den steigenden Energiebedarf zu decken
Diese Trends oder vielmehr der wachsende Strombedarf dürfte auch den Einsatz von Kernenergie forcieren: Sie entwickle sich zur bevorzugten Lösung, um den wachsenden Energiebedarf zu drecken. Weil es für herkömmliche Stromnetze schwierig ist, mit der aktuellen Entwicklung Schritt zu halten, erforscht die Branche laut Report die Verwendung herkömmliche Kernkraftwerke aber auch sogenannte Small Modular Reactors (SMR) respektive kleinere Atomkrafwerke. Bis diese aber kommerziell installiert werden, dürfte es noch ein bisschen dauern, die Experten von JILL rechnen nicht vor 2030 damit.
Weiter ist im JILL-Report zu lesen, dass Rechenzentren dazu neigen, Cluster zu bilden. In manchen dieser Ballungsgbiete kann dies zu “erheblichen Engpässen” bei den Stromkosten im Zusammenhang mit neuen Entwicklungen führen. Die grössten globalen Märkte für Rechenzentren in Nord-Virginia, Tokio und London seien gute Beispiele dafür, schreiben die Autoren des Berichts. - Allerdings hat der hohe Energiebedarf mancherorts bereits Auflagen und Einschränkungen bei der Genehmigung neuer Projekte zur Folge. (mai/mgt/awp sda)