Weichen für V-Bahn sind gestellt
Die V-Bahn ist auf gutem Weg. Die zwei betroffenen Gemeinden Grindelwald und Lauterbrunnen haben sich an ihren jeweiligen Gemeindeversammlungen hinter das millionenschwere Bergbahnprojekt gestellt.
Die V-Bahn soll die Region Kleine Scheidegg/Eigergletscher sowie den Männlichen besser erschliessen. Deshalb planen die Jungfraubahnen und die Männlichenbahn eine gemeinsame Talstation, von der aus ein Ast der Bahn auf den Männlichen führen soll. Die in die Jahre gekommene Gondelbahn wird ersetzt. Der andere Ast soll als Seilbahn, genannt Eiger-Express, direkt zum Eigergletscher führen. Ergänzt wird das Projekt unter anderem mit einer neuen Bahnstation der Bergbahnen Berner-Oberland (BOB) bei der Rothenegg, die die V-Bahn besser an den ÖV anbinden soll. Bei der Talstation ist ausserdem ein Parkhaus für 1000 Autos geplant. Für das Projekt greifen die Initianten tief in die Tasche: 400 Millionen Franken soll es kosten. Davon erhofft man sich eine Steigerung der Kapazität und eine Verkürzung der Reisezeit.
Eine Wäscheleine
Ganz unumstritten ist das Bergbahnprojekt indes nicht. Erst vor wenigen Tagen hat die Besitzerin des Landes, über das ein Teil der neuen Bahn führen soll, das Überfahrtsrecht verweigert, wie die Nachrichtenagentur sda schreibt. Das Land gehört der Bergschaft Wärgistal. Nach dem Ja der Grindelwalder werden sich die Jungfraubahnen und die Bergschaft noch einmal zusammensetzen.
Auch landschaftsschützerische Bedenken werden ins Feld geführt. Die neue Seilbahn werde mit ihren bis zu 60 Meter hohen Masten wie eine Wäscheleine den bislang ungetrübten Blick auf die Eigernordwand verschandeln, wird moniert.
Dass der Eiger-Express in Zukunft 2400 Passagiere pro Tag befördern soll, passt ebenfalls nicht allen. Die neue Seilbahn sei auf den Tagestourismus aus Fernost ausgerichtet. Die Touristen würden um Grindelwald herumgeleitet, befürchtet etwa die Hotellerie.
Ein Zückerchen
Dennoch ist das Projekt von den Stimmbürgern durchgewinkt worden. Vielleicht auch aus finanziellen Gründen? Immerhin lassen die Jungfraubahnen künftig 200 000 Franken pro Jahr in einen Fonds für nachhaltige Projekte in Grindelwald und Lauterbrunnen fliessen. Der Fonds ist laut sda die Reaktion auf eine Unterschriftensammlung in Grindelwald. Petitionäre verlangten, dass der Gemeinderat regelmässig den Mehrwert abschöpfe, der durch das Bergbahnprojekt entstehe. (mt/sda)