Was wäre, wenn die Langstrasse wächst?
Für die Einen ist sie ein Problemgebiet und für die Anderen eine bunte Ausgehmeile: die Langstrasse. Das Zürcher Architektur-Forum befasst sich in seiner aktuellen Ausstellung mit der legendären Strasse und stellt Ideen für ihre Gestaltung vor.
Quelle: zvg
Die Zürcher Langstrasse bei Nacht.
Die Langstrasse ist der Multikulti-Schmelztiegel Zürichs schlechthin. Denn wie kaum in einer anderen Gegend der Stadt treffen hier unterschiedlichste Ansprüche so augenfällig aufeinander. Zumal die Langstrasse und die umliegenden Quartiere für viele ein Wohngebiet mit noch immer zahlbaren Wohnungen ist. Dennoch steht dieses Quartier auch immer mehr unter Immissions-Druck derjenigen, die zwischen Limmat- und Helvetiaplatz Vergnügen suchen. Das Quartier beginnt sich langsam zu wandeln: die steigende Attraktivität macht sich bemerkbar in vermehrten Renovationen und Umnutzungen, die das Gebiet aufwerten und aber auch verteuern. Neben den „Knellen“ und Billig-Läden gibt es immer mehr Trend-Lokale und -Geschäfte, Teures und Exklusives.
Wird das Langstrassenquartier irgendwann, wie der Rest der Stadt? Und ist das überhaupt erwünscht? Und wo soll man dann all das finden, was das Langstrassenquartier einzigartig macht? Die Alteingesessenen, die Migranten, die Prostituierten, die Hipster und Landeier, die Clubs und Varietés, die Bars und bunten Läden, die engen Strassen und kleinen Hinterhöfe? Und sollte nicht eher der Rest der Stadt so werden, wie das Langstrassenquartier? Ein bisschen bunter, ein bisschen offener, ein bisschen bescheidener. Diese Fragen stellt sich die Ausstellung des Architekturforums Zürich. Unter dem Motto „Langstrasse verlängern!“ liefert gleich die von Tim Rieniets* kuratierte Schau spannende und überdenkenswerte Antworten.
Vier Teams aus unterschiedlichen Disziplinen wurden eingeladen, um sich dieser Aufgabe zu stellen. Ausgewählt wurden Ariane Andereggen und Philippe Cabane, das INURA Zürich Institut, Schneider Studer Primas und das Urban Research Studio (ETH Zürich). Die daraus entstandenen Projekte befassen sich nicht nur mit dem Langstrassenquartier selbst, sondern thematisieren auch die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Planung. (mai/mgt)
Architektur-Forum Zürich
Weitere Informationen unter: www.af-z.ch
Dauer: Bis 17. Juli 2010.
Öffnungszeiten:Dienstag, Mittwoch, Freitag 12 bis 18 Uhr;Donnerstag 16 bis 22 Uhr;Samstag 11 bis 17 Uhr
* Tim Rieniets (1972) ist Stadtforscher, Publizist und Kurator und arbeitet als Oberassistent an der Professur Kees Christiaanse, ETH Zürich. Er war an verschiedenen Forschungs-Projekten beteiligt (Schrumpfende Städte, Grenzgeografien) und leitet das Lehrprojekt Urban Research Studio. Er ist Herausgeber verschiedener Publikationen und war Co-Kurator der Internationalen Architecture Biennale Rotterdam 2009 OpenCity: Designing Coexistence.