Wald in Äthiopien: Wacholder-Holz für den Bau?
Äthiopien ist geprägt von einer rasch wachsenden Bevölkerung (2018: 105 Millionen Bevölkerung, 2008: 80) und einer der global höchsten Wirtschaftswachstumsraten (7 bis 10 Prozent pro Jahr über das letzte Jahrzehnt). Hoffnungsträger für die dortige Forstwirtschaft sind hauptsächlich exotische Baumarten, aber auch dort heimische, wie etwa der ostafrikanische Wacholder.
Quelle: Laika ac from UK, Harenna Forest, CC BY-SA 2.0
Der Harenna-Wald gilt mit einer Fläche von 4 000 Quadratmetern als eines der grössten Waldgebiete von Äthiopien. Und er ist einer der wenigen tropischen Regenwälder des Landes.
Wer bei ostafrikanischem Wacholder an Gin denkt, liegt daneben. Die Früchte des Juniperus procera lassen sich zwar zu ätherischen Ölen verarbeiten, aber im Gegensatz zum europäischen Wacholder (Juniperis communis) ist er ein hochgewachsener Baum, dessen Holz als vielversprechender Rohstoff in Äthiopien gilt. Die Baumart ist zwar im Land am afrikanischen Horn nicht heimisch, dominiert dort aber dennoch den Wald.
Holz aus Österreich in Addis Abeba
Eines der Probleme Äthiopiens schwache forstwirtschaftliche Infrastruktur. Zurzeit kann dort der Bedarf an Holz kaum gedeckt werden. Selbst Bauholz in der sich ausbreitenden Hauptstadt Addis Abeba kommt nicht selten aus Österreich, weil die dortige Holzproduktion vorwiegend Brennholz hervorbringt. Der äthiopische Wald ist Staatswald. Die Frage, wer diesen Wald nutzen darf, liegt in der Hand der Politik.
Derweil orientiert sich die langsame Öffnung hin zu internationalen Märkten gegenwärtig mehr an Indien, China und der Türkei. Diese Staaten investieren vor allem in Verkehr und Energie, wie zum Beispiel in den Bau der ersten Autobahn, die 2014 für den Verkehr freigegeben worden ist, das 5000 Kilometer lange Eisenbahnnetz oder den neu gebauten Staudamm GERD.
Die Bedeutung des Waldes und des Klimas ist im Rahmen eines gross angelegten Aufforstungsprojekts deklariert wurden; zusammen mit neun weiteren Staaten und der Organisation African Forest Landscape Restoration – sie bezieht finanzielle Mittel vor allem aus Deutschland und der Weltbank - bis 2030 insgesamt 100 Millionen Hektaren Wald auf grossen Teilen des afrikanischen Kontinents pflanzen. Bei diesen Plänen geht es um Erhalt und Verbesserung von Boden, Wasser und Biodiversität.
Zwei Fünftel von Äthiopien einst von Wald bedeckt
Früher bestand Äthiopien aus weit über 40 Prozent Wald, heute sind es laut Weltbank noch etwas über 12 Prozent. Dies zeigt sich am deutlichsten im Süden des Landes. In der Wüstenregion sind Nomaden zu Hause, es wird vor allem Viehwirtschaft betrieben. Derweil eignet sich das Hochland, wo auf etwa 2500 Metern auch die Hauptstadt Addis Abeba liegt, für Ackerbau und Forstwirtschaft. Wegen des ausreichenden Niederschlags und des Blauen Nils ist das Gebiet besonders fruchtbar.
Ein eindrucksvoller Vergleich: Während ein Baum in Äthiopien bereits nach 25 Jahren für die Holzproduktion geschlagen werden kann, ist dies in Europa erst nach etwa 60 bis 100 Jahren möglich ist. (mgt/mai)
Aufbauhilfe für Äthiopien
Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) von Österreich leistet Aufbauhilfe in Äthiopien. Ein forstwirtschaftlicher Leitfaden zur nachhaltigen forstwirtschaftlichen Nutzung des Ostafrikanischen Wacholders wurde erstellt (https://www.bfw.gv.at/bereitstellung-forstliches-vermehrungsgut-in-aethiopien/). Das BFW arbeitet auch im Rahmen eines Projekts daran, die staatlichen Forstverwaltungen in ihrer Organisationsentwicklung auf dem Weg zu modernen Forstunternehmen zu begleiten.
In diesem Zusammenhang steht auch der Text, der Teil einer Folge von Artikeln des BFW zum Thema „Wald woanders“ ist. Die Vollversion kann hier gelesen werden: www.bfw.gv.at