Waadt weiht ihr neues Parlamentsgebäude mit umstrittenem Dach ein
Nach jahrelangem Exil sind die Mitglieder der Waadtländer Kantonsparlaments zurück im Halbrund, am historischen Sitz des Grossen Rats in Lausanne. Das 2002 ausgebrannte Gebäude hat eine lange Baugeschichte hinter sich – und wird von einem markanten und umstrittenen Dach gekrönt.
Zum ersten Mal seit dem Brand haben die Waadtländer Parlamentarier am Karfreitag wieder an ihrem angestammten Platz getagt. In einer feierlichen Sitzung und einer Zeremonie in der Kathedrale weihten sie den neuen Bau mit markantem Dach ein. Den Karfreitag wählten die Behörden, weil der Kanton Waadt am 14. April 1803 der Eidgenossenschaft beigetreten war.
Der Eröffnung war ein langes Seilziehen vorausgegangen. Zunächst dauerte es wegen der miserablen Kantonsfinanzen mehrere Jahre, bis der Wiederaufbau in die Gänge kam. Als dann ein Projekt feststand, wurde das pyramidenförmige Dach als zu gross kritisiert. Die geplante Metallfläche störe im Bild der Altstadt mit der historischen Kathedrale, wurde ausserdem bemängelt. Die Gegner gingen bis vor Bundesgericht und lancierten ein Referendum. Der Kanton verhinderte jedoch eine Volksabstimmung, indem er das Dach weniger voluminös gestaltete und für die Dachfläche rote Ziegel einsetzte.
Der Dachstuhl ist in einer innovativen Bautechnik entstanden, die ohne einen einzigen Balken auskommt und an der EPFL entwickelt wurde.
Für den Bau waren 25 Millionen Franken budgetiert, was jedoch nicht ganz ausreichte. Ein Nachtragskredit von 2,4 Millionen war notwendig. Der eigentliche Bau dauerte vier Jahre. Herausgekommen ist nun ein modernes Gebäude mit einer Glasfront zum Genfersee und zur Stadt hin und mit viel Holz. Die hohe Decke und die Holzverkleidung sorgen für eine gute Akustik. (sda/mt)