Vor Lawinen schützen und Strom produzieren
Die Lawinenverbauungen bei St. Antönien sollen nicht nur vor gefährlichem Schnee schützen, sondern auch Strom liefern. Das Dorf will sie zur grössten Solaranlage der Alpen ausbauen. Nachdem die Gemeindeversammlung die neue Zone für Solaranlagen am Chüenihorn nun ohne Gegenstimme gutgeheissen hat, kann die Installation beginnen.
Quelle: Projekt & Bild Energiebüro AG
Vergangenen November wurden die ersten Panels für einen Test montiert.
Umgesetzt wird das Projekt auf über 2000 Metern über Meer in mehreren Etappen. Läuft alles nach Plan, werden die ersten Panels 2013 montiert. Im Endausbau sollen acht von total zwölf Kilometern Lawinenverbauungen oberhalb von St. Antönien Strom produzieren, der über die bestehende Trafostation St. Antönien-Aschüel ins öffentliche Netz eingespeist wird.
„Lawinenverbauungen sind für photovoltaische Solarkraftwerke der perfekte Standort“, sagt Roland Frei, Geschäftsführer und Mitinhaber der Solar-Ingenieurfirma Energiebüro AG, die neben der Gemeinde, der Repower AG und der Sol-E Suisse AG das Projekt finanziell mit trägt. Weil es in dieser Höhe kaum Nebel gibt, ist die Sonneneinstrahlung vergleichbar mit jener in Süditalien. Überdies sorgt der Schnee im Winter für zusätzliche Reflexion oder vielmehr Licht, damit erhöht sich der Solarertrag zusätzlich. Ist die Anlage fertig, dürfte sie laut Energiebüro eine Leistung von 3.5 Megawatt erreichen und etwa 4’500 Megawattstunden pro Jahr liefern. Damit liesse sich der Strombedarf von rund 1’200 Haushalten decken, was dem grössten Teil des Prättigaus entspricht.
Die Finanzierung des Prestigeprojektes ist allerdings noch nicht unter Dach; es geht um Kosten von maximal 20 Millionen Franken. In einem nächsten Schritt wird eine Aktiengesellschaft gegründet. Daran beteiligen sich die Gemeinde, der Stromkonzern Repower, die BKW- Tochter Sol-E Suisse sowie die Energiebüro AG. (mai)
Verbauungen und Panels im Test
Vergangenen November wurden als Test an vier verschiedenen Positionen an den Lawinenverbauungen Solarpanels montiert. Kurz darauf setzten starke Schneefälle ein, im Januar wurden gar Rekordschneehöhen registriert. Dabei zeigte sich laut Energiebüro, dass der Schnee bei sonnigem Wetter schnell und vollständig von den Modulen gleitet. Trotz des Schnees blieben die Unterkanten der Module stets deutlich über der Schneedecke. Wie das Energiebüro mitteilt, liegen die Kräfte, die während des Schneerutsches jeweils von der Modulinstallation auf die Lawinenverbauungswerke wirkten, ausserhalb des kritischen Bereichs. Die Resultate des vergangenen Winters zeigten, dass das Projekt grundsätzlich machbar sei, und die Sicherheit der Lawinenverbauungen erhalten werden kann. (mai/mgt)