Von der Feder zum Computer
Die Amtliche Vermessung ist eine wichtige Institution für das schweizerische Rechtssystem. Zusammen mit dem Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen und dem Grundbuch garantiert sie für Rechtssicherheit beim Grundeigentum. Jetzt feiert sie ihren hundertsten Geburtstag, mit zahlreichen Veranstaltungen und einer besonderen Briefmarke.
Quelle: Thomas Staenz
Ricco Meierhofer, Schöpfer der Sondermarke, (links) mit Post-Präsident Peter Hasler.
Die Amtliche Vermessung (AV) dokumentiert rechtsverbindlich, wem welches Grundstück gehört sowie Lage und Form der Liegenschaften. Zudem legt sie etwa Grenzen, Gebäudestandorte oder Gewässerverläufe fest. Damit liefert die AV eine grosse Anzahl geografischer Daten und die darauf aufbauenden Anwendungen in Wirtschaft, Verwaltung und Privatleben die exakten Grundlagen.
Seit der In-Kraft-Setzung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches im Jahr 1912 erfüllt die amtliche Vermessung eine gesetzlich verankerte Aufgabe, die durch Bund, Kantone und Gemeinden getragen und hautpsächlich durch private Geometerbüros ausgeführt wird.
Reisfeder und Tusche als Zeichenutensilien waren früher die Werkzeuge der Kartografie und Geometerie. Heute hat weitgehend der Computer diese Arbeiten übernommen. Für die Datenbearbeitung werden CAD- und GIS-Systeme eingesetzt. Zwar erfolgt die Daten-Erhebung durch Vermessungsfachleute nach wie vor auf dem Feld, doch auch hier haben sich Methoden und Verfahren verändert. Die moderne Vermessung arbeitet mit analogen und digitalen Aufnahmeverfahren wie Nivellement, Global Navigation Satellite Systems (GNSS), Fotogrammetrie und Laserscanning. Seit 1995 hat das Bundesamt für Landestopografie "swisstopo" eine neue, hochgenaue Landesvermessung aufgebaut. Neben der Winkel- und Distanzmessung werden Satelliten zur Koordinatenbestimmung eingesetzt. Die Daten der amtlichen Vermessung werden immer genauer und lassen sich heute mit denen der Nachbarländer grenzüberschreitend zusammenfügen.
3300 Fachleute in der ganzen Schweiz
Ingenieur-Geometerinnen und -Geometer und ihre Mitarbeiter liefern die Vermessung, bzw. die Daten für Grundbücher, Zonen-, Orts- und Stadtpläne. Die AV sorgt für die schweizweite Aktualisierung der Gebäudeadressen, dies ist wichtig für Rettungsdienste, Feuerwehr und die Polizei. Sie bildet die Grundlage für Geografische Informationssysteme (GIS), die in vielen Bereichen zum Tragen kommen, etwa in der Raumplanung, im Gewässerschutz, Tourismus, Verkehr oder bei der Warnung vor Naturgefahren. Zudem liefert die amtliche Vermessung Höhenangaben für digitale Terrainmodelle - nützlich für Planung und Verwaltung von Bauten, Strassen- und Eisenbahnnetzen, für Telekommunikations-Anlagen, für die Wasserwirtschaft und für den Umgang mit Naturgefahren. Änderungen werden laufend auf den neuesten Stand nachgeführt . Analog in den Plänen und digital im Computer. Die digitalen Daten lassen sich für verschiedenste Anwendungen beliebig mit weiteren raumrelevanten Daten verknüpfen und kombinieren.
Ein Riesenpuzzle und eine Sondermarke
Heute fand auf dem Bundesplatz in Bern der Festakt zum Jubiläum statt. Zum Festprogramm gehörten eine Grussbotschaft von Altbundesrat Samuel Schmid. Aber auch Verlegung eines Riesenpuzzles, Informationen über die Vermessung als Beruf. Zudem wurde Sonder-Briefmarke "100 Jahre Amtliche Vermessung" vorgestellt. Gestaltet hat sie der Winterthurer Grafiker Ricco Meierhofer, dem bei seinem Entwurf aus dem Erfahrungsschatz seines ersterlernten Berufs - Bauzeichner - schöpfen konnte. (mai/mgt)
Am 12. Mai findet der "Tag der amtlichen Vermessung" statt. In allen Kantonen sind Aktivitäten zum Thema "Mittelpunkt" geplant, wie etwa der Begehung des geografischen Mittelpunktes des Kantons. Die Übersicht zu allen Jubiläums-Aktivitäten gibt es bei www.cadastre.ch/2012.
Internationale Auszeichnung für swisstopo
Im Rahmen des World Forum für Geodaten 2012, konnte swisstopo Ende April in Amsterdam den "Geospatial World Leadership Award for National Mapping" entgegennehmen. Die Auszeichnung wurde vom Geospatial World Magazine vergeben. Die Vergabe der Auszeichnung erfolgte auf Vorschlag eines internationalen Gremiums mit zwölf Experten aus den Bereichen Geodaten und Geoinformatik. In der Begründung für den Preis lobte das Geospatial World Magazine das vorausschauende Denken und professionelle Vorgehen von swisstopo bei der Aufbereitung von Geodaten sowohl für die Öffentlichkeit wie auch für gewerbliche Zwecke.
swisstopo sei ein "Musterbeispiel dafür, wie ein Bundesamt reorganisiert und modernisiert wurde um weiterhin ein dynamischer und führender Anbieter von Geodaten zu bleiben. Die Markt- und Kundenorientierung von swisstopo wird bei den Nutzern sehr geschätzt." Zudem wende swisstopo neuste Technologien erfolgreich an und habe mit der jüngsten Umsetzung von Cloud Computing für das Geoportal des Bundes, geo.admin.ch, ein weltweit bahnbrechendes Projekt realisiert. Weiter engagiere sich swisstopo auch international mit Dienstleistungen in Krisenregionen. - Frühere Preisträger waren Landnutzungs- und Vermessungsämter aus England, Neuseeland und Kanada. (mai/mgt)