17:10 BAUBRANCHE

Verweilen auf der Autobahn

Teaserbild-Quelle: zvg

Sträucher, Wiesen und Bänke sollen dereinst auf dem Autobahnstück, das mitten durch das Quartier Schwamendingen in Zürich führt, zum Flanieren einladen. Langsam nimmt das 393 Millionen Franken teure Projekt „Einhausung Schwamendingen“ Gestalt an: Ab Freitag liegt es öffentlich auf.

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Park auf der Autobahn: die Einhausung Schwamendingen.

Die Autobahn, die mitten durch Schwamendingen führt, gilt als einer der am stärksten belasteten Strassenabschnitte der Schweiz: Im Durchschnitt brausen hier täglich bis zu 110’000 Fahrzeuge über den Asphalt. Sie setzen nicht nur wegen ihrer Abgase der Lebensqualität im Quartier zu, sondern auch wegen des Lärms: Dieser überschreitet laut Bundesamt für Strassen (Astra) die Grenzwerte Tag und Nacht. Deshalb kämpft Schwamendingen seit Jahrzehnten für Lärmschutzmassnahmen entlang der Autobahn.

Vor fünf Jahren hiessen das Stadtzürcher Stimmvolk und der Bund die Kredite für die Überdeckung der sechsspurigen Nationalstrasse gut. Und nun nimmt das Projekt „Einhausung Schwamendingen“ Form an: Ab Freitag liegt das Projekt bis 2. Mai öffentlich auf. Zudem wurde das überarbeitete Projekt in diesen Tagen den Medien vorgestellt.

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Wiese statt Asphalt

Die Einhausung wird die Autobahn zwischen dem Autobahnkreuz Aubrugg und dem Schöneichtunnel überdecken und erstreckt sich über eine Länge von 940 Metern. Dabei schliesst sie direkt an den Schöneichtunnel an und verlängert ihn stadtauswärts auf insgesamt 1,7 Kilometer. Wie das Astra mitteilt, wird der bisherige Schöneichtunnel wird im Zuge der Bauarbeiten für die Einhausung saniert und lüftungs- und sicherheitstechnisch auf den neusten Stand gebracht. Die Bauarbeiten würden so projektiert, dass die Autobahn vierspurig befahrbar bleibe, heisst es weiter.

Steht die Einhausung, verfügt Schwamendingen über zusätzlichen Grünraum: Das Dach wird bepflanzt und mit Wegen, Beleuchtungen und Sitzgelegenheiten versehen und avanciert damit zu einer Art Park. Aufgänge in Form von Rampen, Treppen und Liften sollen das Dach der Einhausung in rund sieben Metern Höhe erschliessen. Gleichzeitig soll auch ein grosser Teil der Aussenwände mit begrünt werden. Zudem sollen Übergänge auf dem Dach und Fusswege entlang der Einhausung das zweigeteilte Quartier verbinden. - Läuft die Planauflage reibungslos ab, rechnet man mit einem Baustart in drei bis vier Jahren.

398 Millionen für einen Deckel

Das Projekt hat sich in den vergangenen Jahren verteuert: die Stadt Zürich muss 18, 5 Millionen Franken mehr bezahlen und der Kanton muss zusätzliche 14,5 Millionen Franken hinblättern. Für die Mehrkosten werden neben der Bauteuerung der schwierige Baugrund und die neuen Tunnelvorschriften als Ursache angegeben. Insgesamt wird das Ausführungsprojekt auf 393 Millionen Franken beziffert, wovon auf die Einhausung selbst 298 Millionen Franken entfallen und auf weitere vom Astra finanzierte Projektteile 89 Millionen, sechs Millionen werden in die öffentlichen Wege investiert. Die Einhausung unterliegt der Kostenteilung zwischen dem Astra (56 Prozent), dem Kanton (24,6 Prozent) und der Stadt (19,4 Prozent). (mai)

Linktipp: www.einhausung.ch

Weitere Überdeckung im Kanton Zürich: A1 bei Weiningen

Das Gubristtunnel-Südportal liegt mitten in der Gemeinde Weiningen. Mit dem Ausbau der Zürcher Nordumfahrung, die einen dritten Gubrist-Tunnel vorsieht, verlangt die Gemeinde eine 280 Meter lange Überdeckung am Südportal als Massnahme gegen den Lärm und die Immissionen der über 100'000 Fahrzeuge pro Tag. Gegen den Willen des Bundesrates stimmte der Nationalrat einer Motion der Verkehrskommission zu.

Gemäss Uvek-Vorsteherin Doris Leuthard, wurde die Erweiterung der Nordumfahrung vom Kanton Zürich ohne Überdeckung geplant und 2007 bewilligt. Sie befürchtet, dass eine solche Änderung in einer laufenden Projektierung ein Präjudiz schaffen und damit weitere teure Begehrlichkeiten auslösen würde. Dem wurde von den Befürwortern entgegengehalten, dass die Überdeckung im Zürcher Richtplan enthalten sei, der schliesslich vom Bundesrat genehmigt worden sei.

Seit 2008 ist dieses Lärmschutzproblem in Diskussion. Zwei Alternativen des Astra, die Überdeckungen von 100 Metern Länge zum Inhalt hatten, wurden vom Weininger Gemeinderat als untauglich zurückgewiesen. Die Kosten, der nun von der Verkehrskommission befürworteten 280 Meter-Überdeckung dürften sich auf etwa 50 Millionen Franken belaufen. Als Nächstes wird die Motion im Ständerat behandelt, der einen entsprechenden Vorstoss schon im vergangenen Jahr abgelehnt hatte.

Die Gemeinde Weiningen will mit ihrem Anliegen notfalls bis vor Bundesgereicht gehen. Damit könnte der Ausbau der dringend benötigten Nordumfahrung verzögert werden. (mai)

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