Vertretung von Holz in den Organisationen des Bauwesens stärken
Die Marktzahlen zeigen es: Der Holzbau legt kontinuierlich zu, seit die Schweizer Brandschutzvorschriften mehrgeschossiges Bauen in Holz zulassen. Annähernd 1500 Mehrgeschosser in Holzbauweise sind seit 2005 entstanden. Holz erreicht bei den Tragwerken neu erstellter Mehrfamilienhäuser bereits knapp 5 Prozent Anteil. Im Einzugsgebiet von Zürich allein entstehen derzeit 1000 Wohnungen in Holzbauweise – darunter grosse Objekte von bis zu 200 Einheiten. Imposante Verwaltungsgebäude und aufsehenerregende Gewerbebauten in der ganzen Schweiz ergänzen das Bild zu einem deutlichen Befund: Holz ist auf dem besten Weg, sich als Baustoff eine wesentlich breitere Basis als bisher zu schaffen. Das Material scheint die Schwelle überschritten zu haben, um das jahrzehntelange Mauerblümchendasein im Schatten des Betons endgültig hinter sich zu lassen. Das ist aus Sicht der Holzbranche zweifellos erfreulich. Zugleich ist damit aber auch der Moment gekommen, Überlegungen dazu anzustellen, ob das gute Gedeihen von Holz am Bau auf einem Grund steht, der stark genug ist, um es zu tragen und weiter zu fördern.
Bislang lag und liegt der Fokus der Branchenanstrengungen darauf, die Anwendungsmöglichkeiten von Holz technisch auszuweiten. Das bedeutete über anderthalb Jahrzehnte einen Schwerpunkt im Bereich Forschung und Entwicklung für den Brandschutz sowie nach Inkrafttreten der neuen, holzfreundlicheren Brandschutzvorschriften der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) die Setzung eines zweiten Gewichts im Schallschutz. Parallel dazu werden verlässliche Grundlagen im Bereich Baudynamik geschaffen.
Bedingung für die Fruchtbarmachung des Wissens zur Anwendung von Holz auf der Höhe der Zeit ist der erfolgreiche Know-how-Transfer zu den Bauplanern. Er ist eine Daueraufgabe und wird als solche von der Branche kontinuierlich gepflegt. Doch das heute im Holzbau erreichte Niveau in technischer Hinsicht und der Stellenwert des Baustoffs unter den Aspekten von Energie und Klima müssen auch dort verankert sein, wo die Weichen für das Bauen gestellt werden – so im Normenwesen, aber auch in Organisationen, welche in der nationalen und internationalen Politik als Stimme der Baubranche fungieren.
Hier ist Handlungsbedarf sichtbar, um den Anliegen des zunehmend wichtiger werdenden Materials Holz gebührend Gehör zu verschaffen. Denn die Rollen in den fest definierten Netzwerken sind heute so besetzt, dass Holz klar ungenügend repräsentiert ist. Und die geschlossene Gesellschaft zeigt sich unlustig, einen Stuhl für den Baustoff Holz freizumachen, der auf seine neuen Rechte pocht. Vorstösse der Holzbranche zur besseren Einbindung werden von den massgebenden Kreisen schlicht ignoriert oder rundweg abgelehnt.
In den Verbänden, Gremien und Kommissionen, welche Grundlagen des Bauens bestimmen, gilt es deshalb, künftig offensiv fachliche Vertretung und Unterstützung für das Material Holz zu fordern. Die Holzbranche wird darauf hinarbeiten müssen, dass ihre Vertreter überall dort noch vermehrt spezifisches Holz-Fachwissen einbringen können, wo die Rahmenbedingungen für das Bauen definiert werden – von Zürich über Bern bis nach Brüssel.