Versicherung gegen Erdbeben nötig?
In der Schweiz ist die Erdbebenversicherung nicht obligatorisch. Ob in dieser Hinsicht Handlungsbedarf besteht, wollen die Kantonalen Gebäudeversicherungen klären. Deshalb haben sie Anfangs Jahr eine entsprechende Umfrage bei Hauseigentümern durchführen lassen.
Gemäss dem Schweizerischen Pool für Erdbebendeckung gründet das fehlende Obligatorium für Erdbebenversicherungen darin, dass der politische Rückhalt für die Einführung einer flächendeckenden Erdbebenversicherung fehlt. Dieses Projekt weiter zu verfolgenden rechtfertige sich nur, wenn seitens der Bevölkerung und er Politik ein Bedürfnis bestehe. Um zu klären, ob Handlungsbedarf besteht, haben die Kantonalen Gebäudeversicherungen eine repräsentative Umfrage bei Hauseigentümern beim Marktforschungsinstitut GfK, Hergiswil NW, in Auftrag zu geben. Dabei stellte sich heraus, dass die Mehrheit der Umfrageteilnehmer die Erdbebengefahr als gering einschätzt. Zu beachten gilt bei diesem Ergebnis allerdings, dass die Umfrage im Januar und Februar, also vor der Katastrophe in Japan, durchgeführt worden war.
Überdies kristallisierte sich heraus, dass die meisten der Befragten eines Kantons mit Gebäudeversicherung davon ausgehen, dass sie automatisch gegen Erdbeben versichert sind bzw. dass jemand bei einem Erdbeben in der Schweiz für einen Gebäudeschaden aufkommt. Zudem nehmen viele Eigentümer an, dass ihr Gebäude erdbebensicher gebaut ist. Beides trifft allerdings nicht zu.
Vier Milliarden für Erdbeben
Diese Umstände sind Grund, weshalb die dieser Woche durchgeführte Konferenz der Direktoren der Kantonalen Gebäudeversicherungen beschlossen hat, den Schweizerischen Pool für Erdbebendeckung aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig sollen aber die Leistungen des Pools überüberprüft und weiter entwickelt werden. – Zurzeit vergüten die Gebäudeversicherungen bei einem Erdbeben zwei Milliarden Franken. Bei einem zweiten schweren Ereignis innerhalb desselben Jahres stellt der Pool weitere zwei Milliarden Franken zur Verfügung. Somit stehen pro Kalenderjahr total für zwei Ereignisse in den Kantonen mit einer Kantonalen Gebäudeversicherung vier Milliarden Franken bereit.
Schweizweit nachgefragt.
Insgesamt waren schweizweit – in allen Kantonen - 4208 Interviews geführt worden. 82 Prozent davon bei Privaten, 11 Prozent bei Institutionen und Industrie sowie 7 Prozent bei Gewerbe und Landwirtschaft. Das Interesse, die eigenen Immobilien gegen Erdbeben zu versichern, geben gesamthaft 77 Prozent der Befragten mit gering an und 9 Prozent mit hoch. Etwas anders sieht es aus, wenn man die einzelnen Befragungsgruppen aufschlüsselt: Das Bedürfnis nach einer Erdbebenversicherung ist bei Institutionen und Industrie mit 13 Prozent am höchsten, gefolgt von Privaten (9 Prozent) und Gewerbe/ Landwirtschaft (5 Prozent). Über 60 Prozent der Befragten würden eine obligatorische Erdbebenversicherung „eher nicht“ respektive „überhaupt nicht“ begrüssen. (mai/mgt)