17:11 BAUBRANCHE

Verschütteter noch nicht geborgen - weiter akute Gefahr

Einen ganzen Monat bleibt die SBB-Gotthardlinie nach dem Felssturz in Gurtnellen UR gesperrt. Für den Güterverkehr sucht die SBB nach Ausweichrouten via Österreich und Frankreich. Der Reiseverkehr ist umgeleitet. Der verschüttete 29-Jährige wurde noch nicht geborgen.

Es sei tragisch, dass der Urner Arbeiter bei Sicherungsarbeiten ums Leben gekommen sei, sagt SBB-Geologe Markus Hauser. Wann der Leichnam geborgen werden könne, sei unklar, es bestehe weiter akute Felssturzgefahr. Sorgen bereitet den Geologen vor allem ein 500 Kubikmeter grosser Felsen am rechten Rand der Absturzstelle. Um die Bergung des Leichnams, den unbegleitete Suchhunde orteten, bald zu ermöglichen, erwägt man den eines ferngesteuerten Baggers. - Der Bergsturz ereignete sich wenige Meter neben der Stelle, an der bereits im März ein Felssturz niederging und das Gleis verschüttete. Seit April liefen die Sicherungsarbeiten an der alten Absturzstelle zu sichern, demnächst wären sie beendet gewesen.

Geologen überrascht

Das Felsstück, das sich gestern Dienstag löste, war 60 auf 40 Meter gross und 15 Meter dick. Die Geologen zeigten sich vom Ort und der Grösse überrascht, aber auch von der Geschwindigkeit des Abbruchs. Der Felssturz vom März sei im Vergleich zum jüngsten Unglück „eine kleine Sache gewesen“.

Am Dienstagabend haben Arbeiter begonnen, das Gelände oberhalb des Felssturzes zu roden. Damit ein Einblick in die Geologie möglich wird, soll die Oberfläche ganz freigelegt werden, wie Hanspeter Bonetti von der Baufirma Gasser erklärte. Die Geologen werden dann vom Berghang ein geologisches Modell erstellen. So könne herausgefunden, was zur Gewährung der Sicherheit zu tun sei, sagte Hauser. Eine Schwierigkeit wird auch sein, die mehreren tausend Kubikmeter Steine von der Absturzstelle zu räumen, weil sie im engen Tal nur über die beschädigte Bahnlinie erreicht werden kann.

„Wir haben hochgerechnet, dass all dies mindestens einen Monat dauern wird“, sagte SBB-Sprecher Reto Kormann auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Gotthardlinie bleibe demzufolge einen ganzen Monat lang gesperrt. Sehr stark beeinträchtigt sei der Güterverkehr. Momentan seien zehn Güterzüge in der Schweiz abgestellt, weitere zehn in Deutschland.

Deutlich länger unterwegs

Für den Güterverkehr sucht die SBB fieberhaft nach Ausweichrouten via Österreich (Brenner) und Frankreich (Mont Cenis). Denn die Lötschberg-Simplon- Achse ist als Ausweichroute wenig geeignet. Die Simplonröhre wird zurzeit saniert, ihre Kapazität ist dadurch ohnehin schon eingeschränkt. Zusätzliche Züge brächten die Lötschberg-Simplon-Achse deshalb „schnell ans Limit“, sagte Kormann. „Wir versuchen dennoch herauszuholen, was herauszuholen ist, denn es ist die naheliegendste Route.“ Weniger Probleme dürfte es beim Reiseverkehr geben. Einem Teil der 4000 täglich die Gotthardlinie benützenden Reisenden - jenen aus den Räumen Basel, Olten, Aarau und Bern - empfiehlt die SBB die Lötschberg-Simplon-Achse. Letztere sollte die zusätzlichen Reisenden schlucken können. Längere Reisezeiten sind aber einzuplanen. Reisende aus den Räumen Zürich und Luzern steigen zwischen Flüelen und Erstfeld auf rund 15 im Einsatz stehende Ersatzbusse um. Sie müssen mit einer Reisezeitverlängerung von 60 bis 90 Minuten rechnen.

Schwierige Schulreise-Saison

Zu den regulären Passagieren kommen die Schulreisen hinzu. „Die Schulreise- Saison stellt uns vor logistische Probleme“, sagte der SBB-Sprecher. „Wir sind am Planen, wie wir die Schulklassen ins Tessin und zurück bringen.“ Das Tessin gehöre zu den beliebtesten Destinationen. Bereits für kommenden Freitag seien rund 1500 Schülerinnen und Schüler für einen Ausflug in den Südkanton angemeldet. Für deren Beförderung würden zwischen Flüelen und Göschenen 23 Busse eingesetzt. Rechtzeitig zum Beginn der Ferienzeit im Juli sollte die Bahnlinie am Gotthard wieder in Betrieb sein. Die meisten Ferienhungrigen auf dem Weg in den Süden benützten allerdings sowieso nicht den Zug, sondern das Auto, sp Kormann. Zu den üblicherweise viertausend Reisenden täglich kämen in den Sommermonaten „nicht viele hinzu“.

Die Gratis-Hotline unter der Nummer 0800 99 66 33 bleibt aufgeschaltet und der Online-Fahrplan unter www.sbb.ch ist angepasst. Auf allen grösseren Bahnhöfen der Nord-Süd-Achse sowie in Zürich und Luzern stehen in den nächsten Tagen rund 40 Kundenbetreuer der SBB im Einsatz. (mai/sda)

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