Verkehrsperspektiven 2050: Autobahn-Ausbau laut Bund trotz Homeoffice nötig
Der Personenverkehr dürfte nach einer Prognose des Bundes bis 2050 um elf Prozent zunehmen und damit weniger stark als die Bevölkerung. Ein Grund dafür ist Homeoffice. Einen Ausbau bei Autobahnen und Bahninfrastruktur wird dennoch für gehalten.
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Autobahn nach St. Gallen. (Symbolbild)
In seinem Basisszenario geht das
Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation
(Uvek) von einem Bevölkerungswachstum um 21 Prozent bis Mitte des Jahrhunderts
aus.
Es legt die Annahme zugrunde, dass bis dahin die Hälfte der
Arbeiten, bei denen Homeoffice möglich ist, zuhause erledigt werden, wie
Andreas Justen, der zuständige Projektleiter im Bundesamt für Raumentwicklung
(ARE), am Dienstag an einer Medienkonferenz in Bern sagte.
In der Summe ergibt sich damit ein Rückgang bei den
zurückgelegten Arbeitswegen um 13 Prozent. Allerdings erwarten die Fachleute
des Bundes, dass die Menschen im Gegenzug in ihrer Freizeit mehr unterwegs
sind.
Sozialer Wandel wirkt sich aus
Dass «gesellschaftliche Megatrends» einen derart starken
Einfluss auf Planungsszenarien hätten, sei einigermassen neu, erklärte Ulrich
Seewer, Vizedirektor des ARE. Er verwies darauf, dass etwa auch die Alterung
der Gesellschaft die Zunahme beim Pendlerverkehr bremse.
Die raumplanerischen Massnahmen wirkten, betonte er zudem.
Gemäss dem Uvek werden etwa die Wege für Freizeitaktivitäten oder das Einkaufen
kürzer, wenn vermehrt verdichtet gebaut wird.
Die «Verkehrsperspektiven 2050» bilden die Grundlage der
neuen Verkehrs- und Raumplanung des Bundes. Fachleute mehrerer Bundesämter
innerhalb des Uvek haben dafür insgesamt vier Szenarien durchgerechnet.
Dem Basisszenario liegt die Annahme zugrunde, dass die
bestehende Verkehrs- und Raumplanung konsequent umgesetzt wird. Der Anteil
des öffentlichen Verkehrs an den insgesamt zurückgelegten Distanzen würde sich
demnach von 21 auf 24 Prozent erhöhen, jener des Velos von 2 auf 4 Prozent
verdoppeln – und jener des Autos würde von 73 auf 68 Prozent sinken.
Mehr Lieferwagen unterwegs
Bei den per Auto insgesamt zurückgelegten Kilometern sieht
das Szenario eine Stagnation vor – auch darum, weil das Fahren im eigenen Wagen
laut Uvek ab 2035 im Vergleich zur Nutzung des öffentlichen Verkehrs teurer
werden dürfte.
Ein ganz anderes Bild bietet sich beim Güterverkehr: Es wird
damit gerechnet, dass Mitte des Jahrhunderts 53 Prozent mehr Lieferwagen
unterwegs sein werden – aber auch mehr Lastwagen und Sattelschlepper.
Ein Grund dafür sei die Zunahme beim Online-Handel, betonten
die Fachleute des Bundes vor den Medien. Entsprechend werde die Belastung des
Strassennetzes hoch bleiben, sagte Erwin Wieland, stellvertretender Direktor
des Bundesamts für Strassen (Astra).
Stauproblem auf Autobahnen bleibt bestehen
Die Probleme, die man heute mit Staus auf Autobahnen und dem
daraus resultierenden Ausweichverkehr kenne, blieben bestehen, sagte Wieland.
Der Bund setze in diesem Zusammenhang darauf, dass die Belastung der Umwelt abnehme,
wenn mehr Elektrofahrzeuge unterwegs seien. Und darauf, dass durch die
Möglichkeiten digitaler Vernetzung künftig pro Auto durchschnittlich mehr
Personen reisten.
Ein Ausbau der Autobahnkapazitäten bleibe notwendig, sagte Wieland. Der Bundesrat werde dazu Vorschläge machen. Ähnlich argumentierte Anna Barbara Remund, Vizedirektorin des Bundesamts für Verkehr (BAV), im Bezug auf die Bahn. Der Bahn-Ausbauschritt 2035 werde den prognostizierten Bedarf nicht vollständig decken. Remund kündigte eine Vernehmlassung zum Thema im kommenden Jahr an. (sda/pb)
Zum Bericht «Verkehrsperspektiven 2050»: www.are.admin.ch