Vergrösserung des Grimselstausees einen Schritt weiter
Die seit Jahren umstrittene Erhöhung der Grimselseestaumauer ist ihrer Realisierung näher gerückt: Der Bundesrat hat die mit dem Projekt verbundne Schutz- und Nutzungsplanung der Aare und ihreer Zuflüsse genehmigt. Damit kann der Kanton des Gesuch für die Vergrösserung des Stausees weiter bearbeiten.
Vor allem in den Sommermonaten fliesst dem Grimsel-Stausee viel mehr Wasser zu, als er fassen kann. Mit der bereits seit Jahrzehnten diskutierten Erhöhung der Staumauer um 23 Meter kann das Speichervolumen von 95 auf 170 Millionen Kubikmeter erhöht und die Kapazität des Krafwerkes um 75 gesteigert werden. Das entspricht einer Erhöhung des Produktions-Potenzials um 240 GWh auf 510 GWh. Die Vergrösserung des Seevolumens schafft eine mehr Energiereserven für längere Perioden der Stromknappheit, zum Beispiel in Trockenzeiten. Die Gesamtkosten des Projektes, inklusive Verlegung der Grimselpass-Strasse werden mit 306 Millionen Franken angegeben.
Das Gewässerschutzgesetzschreibt vor, dass unterhalb von Wasserentnahmen eine Mindestrestwassermenge in Flüssen verbleiben muss, die die Erhaltung der natürlichen Funktionen des Gewässers gewährleistet - etwa Lebensraum für Flora und Fauna, Strukturierung der Landschaft oder Speisung des Grundwassers. In bestimmten Fällen können jedoch Restwassermengen festgelegt werden, die das gesetzliche Minimum unterschreiten. Bedingung dafür sind jedoch Ausgleichsmassnahmen. In diesem Fall müssen das Ausmass der Mehrnutzung sowie die vorgesehenen Ausgleichsmassnahmen in einer Schutz- und Nutzungsplanung festgehalten werden.
Nichtfischgewässer
Die Schutz- und Nutzungsplanung für die Aare und ihre Zuflüsse sieht eine Mehrnutzung bei vier Gewässern oberhalb der Grimselstaumauer vor (Oberaar-, Bächli-, Gruben- Gelmerbach). Es handelt sich dabei um kleinere, hochgelegene sogenannte Nichtfischgewässer mit grossem Gefälle, deren ökologische Bedeutung gering ist, weshalb die gesamte Wassermenge aus diesen Gewässern entnommen werden darf. Ausserdem wird darauf verzichtet, einen Restwasserabflusses für die Aare unterhalb der Grimselstaumauer festzulegen. Dieser Abschnitt wird allerdings nicht trockengelegt, da aus dem Seiteneinzugsgebiet Wasser zufliesst.
Im nahe gelegenen Gadmental, einem zum Susten führenden Hochtal, wird die Dotation von zwei Bächen im oberen Talbereich erhöht. Flussabwärts soll im Raum Obermad eine ausgedehnte dynamische Auenlandschaft neu geschaffen werden. Zudem sollen der heute kanalisierte Schwarzbrunnengrabenbach sowie der unterste Abschnitt des Steinwassers renaturiert werden. Mit der Hopflauenen wird eine weitere Aue ökologisch aufgewertet. Ebenfalls aufgewertet werden soll die Aare unterhalb der Aareschlucht und auf die Nutzung der Fassung Mattenalp im benachbarten Ürbachtal durch die Kraftwerke wird verzichtet.
Ein Abkommen mit Modellcharakter
Die Kraftwerke werden mehr Strom erzeugen können als als dies ohne diese Schutz- und Nutzungsplanung der Fall gewesen wäre. Die Ausgleichsmassnahmen werden ihrerseits dazu beitragen, die Umweltqualität in den Bereichen Wasser und Biodiversität zu verbessern. Für das Bundesamt für Umwelt (Bafu), das mit der Prüfung der Schutz- und Nutzungsplanung betraut war, handelt es sich bei diesem Projekt um eine Übereinkunft mit Modellcharakter, die mit allen betroffenen Parteien erarbeitet worden ist. Ist die Planung genehmigt, kann der Kanton Bern das Gesuch der Kraftwerke Oberhasli AG weiterbehandeln.
Weitere Grossprojekte
Parallel zur Erhöhung der Staumauer treiben die Kraftwerke Oberhasli AG zwei weitere Grossprojekte voran. Bei diesen geht es darum, die Stromproduktion aus Wasserkraft im Grimselgebiet flexibler zu gestalten und zu steigern und gleichzeitig die negativen Umweltauswirkungen dieser Art der Stromerzeugung zu vermindern. Dabei handelt es sich zum einen um das Pumpspeicherwerk Grimsel 3 zwischen dem Oberaarsee und dem Räterichsbodensee und zum andern um die Aufwertung der Kraftwerke Innertkirchen und Handeck in Verbindung mit dem Bau von Ausgleichsbecken bei Innertkirchen, mit denen die plötzlichen Wasserstandsschwankungen der Aare vermindert werden sollen. Die Stadt Bern, welche zu einem Sechstel an den Kraftwerken Oberhasli AG beteiligt ist, wird am 11. März zu diesem Projekt Stellung nehmen.
Für die Bewilligung der drei Vorhaben ist der Kanton Bern zuständig. Die Konzessionsverfahren für die Projekte sind im Gang. Die entsprechenden Umweltverträglichkeitsprüfungen wurden durchgeführt. (mai/mgt)