10:33 BAUBRANCHE

Verdichtungswahn treibt seltsame Blüten

Teaserbild-Quelle: zvg

Wohnen auf Berlins Dächern, in übereinandergestapelten Mini-Apartements in Manhattan oder in den Zwischenräumen bereits gebauter Häuser in Paris: Wenn es um Möglichkeiten zur Verdichtung geht, fehlt es findigen Köpfen nicht an Ideen.

Für die einen ist es das Unwort schlechthin, andere sehen in ihr das Allheilmittel für neuen Wohnraum, der auch bezahlbar ist: Verdichtung. Aber wie stellt man das am besten an?

Gestapelte Mikro-Apartements

Im New Yorker Stadtteil Manhattan hat man mit aufeinandergestapelten Betonquadern der Platzknappheit den Kampf angesagt. „My Micro NY“ heisst das Konzept des Architekturbüros nArchitects, das siegreich aus einem Wettbewerb hervorgegangen ist. Derzeit wird es gerade an der Ecke 335 East/27th Street realisiert. Wie bei einem Legoturm stapelt ein Kran standardisierte und vorgefertigte Module aufeinander, bis das Gebäude zehn Stockwerke hoch ist. Diese „Mikro-Einheiten“ beinhalten insgesamt 55 Apartements mit 25 bis 23 Quadratmetern Wohnfläche. Sie sind für die 1,8 Millionen Single- oder Zweipersonen-Haushalte gedacht, die sich derzeit um rund einer Million kleiner Wohnungen streiten müssen. Wie mehrere Medien in diesen Tagen berichtet haben, verbietet das New Yorker Baurecht eigentlich Wohnungen, die kleiner als 37 Quadratmeter sind.“My Micro NY“ konnte daher nur durch eine Ausnahmebewilligung realisiert werden. Inzwischen denkt man im Big Apple jedoch darüber nach, noch mehr solcher Mikro-Apartments zu errichten.

Vom Dach zum Wohnraum

In Deutschlands Hauptstadt Berlin sind Flächen für Wohnraum ebenfalls denkbar knapp. Baulandreserven gibt es kaum – zumindest nicht auf dem Boden. Deshalb hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den Blick nach oben gerichtet. Auf den Dächern der Stadt ortet sie ein Potenzial zum Bau von rund 50‘000 Wohnungen, wie die Berliner Zeitung kürzlich berichtet hat. Derzeit werden nur etwa 500 solcher Wohnungen pro Jahr gebaut. „Wir wollen das auf mindestens 1000 steigern“, so Bau-Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup. Die Idee umsetzen soll die frisch gegründete Arge innovative Dachaufstockung. Sie besteht aus einem Rechtsanwalt, einem Planungsbüro und einer Baufirma.

Die landeseigenen Wohnungsunternehmen möchten beim Ausbau der Dächer mithelfen. Vorreiter ist hier die Wohnbaugesellschaft Mitte (WBM). „Wir beschäftigen uns seit 2014 konkret mit dem Thema Aufstockung des Plattenbautyps Q3A“, sagt WBM-Sprecherin Steffi Pianka. Die Baureihe war die erste, die zu DDR-Zeiten in Grossserie errichtet wurde. In Berlin gibt es rund 30‘000 Wohnungen in solchen Bauten. Die Arge hat für diesen Gebäudetyp Aufstockungspläne entwickelt, wie es heisst. Das Konzept sieht demnach vor, über den rund 500 Quadratmeter grossen Dächern eine Ebene aus Leichtbetonplatten zu entwickeln. Darauf sollen dann innerhalb weniger Tage wie bei Fertigteilhäusern die Dachgeschosse aufgesetzt werden.

Wohnen zwischen den Häusern

Einen anderen Weg geht man in der Stadt der Liebe. Architekt Stéphane Malka hat mit der „3box“ Wohneinheiten entwickelt, die sich zwischen zwei Gebäuden platzieren lassen – aber nicht auf dem Boden, nein, sie werden sozusagen „aufgehängt“. Mit ihnen können Lücken und Leerräume gefüllt werden. Die Boxen mit Stahlrahmen und Holzschiebewänden sind rechteckig und verfügen über ein begrüntes Dach. Malka betont, dass die „3box“ rund 40 Prozent unter dem normalen Immobilienpreis in Paris liegt und dank patentierter Panels und einer speziellen Technik der Vorfertigung in kurzer Zeit realisiert werden könne. (mt)

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