Urbane Erzählungen – Stadtpläne mit Ausdruck
Der Künstler Matthew Picton kreiiert Stadtpläne mit Geschichte. Die nachfolgende Bilderstrecke spricht für sich.
Oft und gerne werden Städte in der Kunst mit lebenden Organismen verglichen. Gehasst und geliebt, sind sie Quellen der Inspiration mit menschlichen Zügen. Dagegen bleiben herkömmliche Stadtpläne klinisch und distanziert. In diesem Spannungsfeld von Analyse, Bestandesaufnahme und Poesie der Stadt arbeitet der 1960 geborene Brite Matthew Picton. Nach dem Studium der Politikwissenschaften und Geschichte in London, ist er seit 1998 als freischaffender Künstler tätig. Seine Stadtpläne knüpfen direkt an der Tradition der vermenschlichten Stadt an. Mit der charakteristischen Geschichte und Kultur der jeweiligen Stadt durchsetzt, löst er das objektive Erscheinungsbild und damit die kartografische Reinheit reproduzierbarer Stadtpläne auf.
So bilden zum Beispiel Textauszüge von „Tod in Venedig“ von Thomas Mann, versetzt mit Auszügen des Musicals von Benjamin Britten, die Papiermauern der dreidimensionalen Stadtansicht Venedigs. London 1940 -44 zeigt auf vier Tafeln die verschiedenen Angriffe auf Ost-London während des Zweiten Weltkriegs genau so, wie sie auf Originalplänen vermerkt sind. Visuell eindrücklich zeigen hier Picton’s Skulpturen die Zerstörungen und Auswirkungen des Krieges auf das Erscheinungsbild einer Stadt. Während Picton bei „Dublin“ Textfragmente aus „Ulysses“ verwendete, sind es bei „Hollywood“ Bilder des fiktiven Films „Earthquake“ aus dem Jahr 1974 und dem Dokumentarfilm von 2004 „Killer Quake“.
„Urban narratives“ heisst die aktuelle Ausstellung, die noch bis zum 6. April in der sumarria Lunn Gallery in London zu besichtigen ist. (brs)