Unter statt über den Gleisen
Eines der spektakuläreren Projekte der Stadt Zürich wurde vorläufig gestoppt: der Negrellisteg über dem Gleisfeld des Hauptbahnhofs, der die Kreise 4 und 5 miteinander hätte verbinden sollen. Vorerst soll ein Velotunnel dessen Funktion übernehmen.
Quelle: zvg
Der ursprüngliche Entwurf des Büros Flint & Neill sah keine Stützen vor.
Auf der Website des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements „steht“ er noch: der Negrellisteg. Doch nun wurde die extravagante Fussgänger- und Velopasserelle, die sich über das 150 Meter breite Gleisfeld beim Zürcher Hauptbahnhof hätte spannen sollen, auf unbestimmte Zeit sistiert. Man habe beschlossen, einen Schritt zurück zu machen und eine Gesamtschau vorzunehmen. Allerdings bedeute dies nicht, „dass das Projekt Negrellisteg versenkt wird“, erklärte Stefan Hackh, Leiter Kommunikation des städtischen Tiefbauamts, gegenüber der sda.
Der Entwurf aus Feder des britisch-französischen Büros Flint & Neill ist imposant: Die Architekten sahen ein stützenfreies Bauwerk vor. Aber nicht nur deswegen scheint der Negrellisteg auf den ersten Blick zu schweben, der helle Beton und die durchbrochenen Wände verstärken diesen Eindruck. Konzipiert war er als rohrartige Konstruktion aus ultra-hochfestem faserverstärktem Beton. Ursprünglicher Baubeginn für das 30-Millionen-Projekt war für 2015 vorgesehen. Das Bauwerk hätte als werden sollen.
Die nun vom Stadtrat favorisierte Lösung sieht anstelle des filigranen Brücke einen Velotunnel unter dem Hauptbahnhof vor. Dafür liesse sich der bestehende Rohbau des so genannten Stadttunnels verwenden, der dereinst die A1 mit der A3 verbindet. Diese Option ist auch wesentlich günstiger. Laut Hackh bewegen sich die Kosten für den Tunnelausbau im „einstelligen Millionenbereich“. Der dafür nötige Objektkredit müsste noch vom Gemeinderat bewilligt werden. Zurzeit befindet man sich laut Hackh in der Planungsphase, somit könnte der Tunnel im bestenfalls Ende 2014 dem Veloverkehr übergeben werden.
Als weiteren Grund für den Stopp nannte Hackh die neue Ausgangslage beim Polizei- und Justizzentrum (PJZ). Mit dem Ja des Kantonsrates zum Objektkredit von Ende März habe sich der Planungshintergrund verändert. Darum sei es erforderlich, alle Gleisquerungen im Gebiet zu prüfen. (mai/sda)