Unter St. Gallen ist es 170 Grad heiss
Das St. Galler Stadtparlament hat einem Rahmenkredit von 159 Millionen Franken für ein Erdwärme-Kraftwerk zugestimmt. Mittelfristig sollen bis zur Hälfte der 44'000 Wohnungen in der Stadt umweltfreundlich mit Erdwärme beheizt werden. Das letzte Wort hat allerdings das Volk.
„Mit der Realisierung des Geothermie-Projekts können wir ein Zeichen für eine neue Energieversorgung setzen“, sagte Stadtrat Fredy Brunner (FDP) im Parlament. Er sprach von einer grossen Chance für St. Gallen. Unter der Stadt wird in einer Tiefe von 4000 bis 5000 Metern heisses Wasser mit Temperaturen von bis zu 170 Grad vermutet. Denn seismische Messungen hatten im vergangenen Frühling gute Vorzeichen geliefert. Dennoch steht noch nicht fest, ob im Erdinnern tatsächlich genug Heisswasser für ein Geothermie-Kraftwerk gefunden wird. „Erst die Bohrung bringt es an den Tag“, so Brunner. Auch das Stadtparlament wertet die Chancen des Projekts höher als die Risiken und sagte einstimmig Ja zur Vorlage. Knapp die Hälfte des 159-Millionen-schweren Rahmenkredites wird für den Bau des Kraftwerks benötigt. Die übrigen gut 80 Millionen Franken sollen in den schrittweisen Ausbau des bestehenden Fernwärmenetzes investiert werden.
Millionenschweres Risiko
Ohne Risiko ist das Projekt nicht: Wird bei den Bohrungen kein heisses Wasser gefunden, droht der Stadt im schlechtesten Fall ein Verlust von 60 Millionen Franken. Ein Drittel davon würde der Bund als Risikoabsicherung übernehmen. Nachdem nun das Stadtparlament grünes Licht gegeben hat, möchte Brunner den Rahmenkredit am 28. November vors Volk bringen. Gleichzeitig kommt dann auch eine städtische Atomausstiegs-Initiative samt Gegenvorschlag zur Abstimmung. Sagt das Volk Ja zur Geothermie, könnte im Herbst 2011 Bohrung stattfinden. Eine zweite Bohrung ist für 2012 geplant. Bringen die Bohrungen die erwünschten Resultate, könnte die Erdwärme ab 2014 genutzt werden. (sda)