00:31 BAUBRANCHE

Unter oder über den See?

Teaserbild-Quelle: Swiss Image

Die Westumfahrung von Genf reicht derzeit gerade noch knapp für täglich 80'000 Fahrzeuge. Bis 2030 rechnet man mit 115'000. Der Genfer Baudirektor will deshalb, dass eine Ostumfahrung der Rhonestadt ins Nationalstrassen-Netz aufgenommen wird. Sie könnte eine Alternative zu einem Ausbau der bestehenden Westumfahrung von vier auf sechs Spuren bieten.

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Ostumfahrung Genf, lieber unter dem See hindurch als über dem See.

Prekär ist auch die Situation auf der Mont Blanc-Brücke in der Stadt beim Rhoneausfluss; sie stösst schon lange an ihre Kapazitätsgrenzen. Nun hat der Genfer Baudirektor Mark Muller eine Machbarkeitsstudie für eine Ostumfahrung mit einer Autobahnbrücke oder einem Seetunnel vorgestellt: Die etwa 14 Kilometer lange Ostumfahrung würde beim Autobahnanschluss Le Vengeron beginnen und über einen Tunnel oder eine Hängebrücke bis hinüber nach Collonge führen. – Muller erfüllte damit einen Auftrag des Genfer Parlamentes, das 2008 einen Kredit von 3,5 Millionen Franken bewilligte um eine solche Studie zu erstellen.

Erinnerung an den Seetunnel Zürich

Das Projekt erinnert an ähnliche Seetunnel-Pläne für Zürich in den siebziger Jahren. Eine Idee, die infolge des Ausbaus der Nord-West-Ost-Umfahrung Zürichs kaum mehr diskutiert wird. Wichtiger für Zürich ist der Ausbau der Umfahrung auf sechs Spuren und der dritte Gubrist-Tunnel zur Entlastung. Laut einem Bericht des „Tages-Anzeigers“ haben für das Zürcher kantonale Amt für Verkehr auch Projekte wie die Glattal-Autobahn und die Schliessung der Lücke in der Oberlandautobahn, sowie die Umfahrung Winterthur eine viel höhere Dringlichkeit als ein Seetunnel.

Konfliktarm und teuer

Für Genf stellt sich die Situation anders dar als in Zürich. Durch die starke Konzentration um den See und die knappen Landresourcen auf engem Kantons- oder vielmehr Staatsgebiet, wäre eine Ostumfahrung über- oder unter dem See eine „einfache“ und wohl auch konfliktärmere Lösung für die drohenden Kapazitätsprobleme. Nach Schätzungen von Verkehrsexperten liesse sich auch der innerstädtische Verkehr mit einer Ostumfahrung um etwa 30 Prozent entlasten. Dass die Genfer einen Tunnel bevorzugen, weil er das Stadtbild im Gegensatz zu einer Hängebrücke am wenigsten stört, hat schon eine konsultative Volksabstimmung vor 15 Jahren gezeigt. Damals hatten sich 70 Prozent der Stimmberechtigten für einen Tunnel ausgesrprochen.

Nach ersten Schätzungen müsste mit Kosten von etwa 3,1 Millionen Franken für die Brückenlösung oder 3,7 Millionen für die Tunnel-Variante gerechnet werden. Das ist etwa das Dreifache eines Ausbaus der Ostumfahrung Genfs, die etwa 1,2 Milliarden Franken kosten würde.

Muller will den Bund dazu bringen, die Ostumfahrung als Alternative zum geplanten Ausbau der bestehenden Umfahrung auf sechs Spuren ins Nationalstrassennetz aufzunehmen. Dieser ist heute schon Bestandteil des Programmes zur Beseitigung von Engpässen auf dem Nationalstrassennetz. (mai)

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