Unfriede auf dem Inselchen
Die Idylle auf der Klosterinsel Rheinau ZH ist getrübt: Das Um- und Neubauprojekt des Kantons sorgt für Diskussionen. Denn nicht allen passt der geplante Glaskubus, der am Klostereingang errichtet werden soll.
Noch ist auf der ehemaligen Klosterinsel Rheinau alles beim Alten. Doch bald soll sich dies ändern. Die ehemalige Benediktinerabtei am äussersten Rand des Kantons Zürich diente bis vor zehn Jahren als psychiatrische Klinik und steht seither leer. Nun soll sie umgenutzt und umgebaut werden: Das idyllische Anwesen soll ebenso einem von Christoph Blocher unterstützten Musikzentrum Räume bieten wie einer Hauswirtschaftsschule und der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof. Für den Umbau hatte man einen internationalen Wettbewerb ausgeschrieben. Zum Siegerprojekt wurde der Vorschlag des Architekturbüros Bembé + Dellinger aus dem deutschen Greifenberg erkoren. Für dieses will der Kanton 45 Millionen Franken ausgeben.
Die Architekten sehen unter anderem einen kubusförmigen Glasbau im Eingangsbereich der Brücke vor. Die Klosteranlage werde dadurch aufgewertet und es würden ausgezeichnete Voraussetzungen für den geplanten Kultur- und Lernbetrieb geschaffen, lobte die Jury damals. Doch nicht alle teilen diese Ansicht. Wie der „Tages-Anzeiger“ in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, regt sich Widerstand gegen das Projekt. Unter anderem seitens des Zürcher Heimatschutzes, der dem Projekt „Bürohaus-Architektur“ vorwirft. Ein wachsames Auge hat ebenfalls der Gewässerschutzverband „Aqua Viva“ auf das Projekt geworfen, der sich auch gegen den geplanten Pavillon Peter Zumthors auf der Insel Ufenau stark gemacht hatte.
Ein Klotz des Anstosses
Allen voran aber wehrt sich die „Gesellschaft der Herren der Trinkstube zu Rheinau“, die sich für das Kulturgut des Klosters und des Stadt Rheinau engagiert, gegen den Um- und Neubau. Man könne der historischen Anlage nicht einfach einen Klotz vor die Nase setzen, monierte Stubenmeister und Rheinauer Dorfchronist Stefan V. Keller gegenüber dem „Tages-Anzeigers“. Der Bau wirke störend, bilde einen Fremdkörper und sei zudem ein Hohn für alle Rheinauer, die sich an rigide Bauvorschriften hielten um das historische Städtchen zu bewahren. Nun will man das Projekt „mit allen demokratischen Mitteln“ bekämpfen. Laut der heutigen Ausgabe des „Landboten“ ist man bei der Gesellschaft der Meinung, dass das Stimmvolk das letzte Wort haben soll.
Ob das Volk entscheiden wird, zeigt sich aber erst noch: Derzeit laufen beim Kanton Abklärungen betreffend des baurechtlichen Verfahrens. Es werde höchstwahrscheinlich einen Gestaltungsplan brauchen, führt Thomas Maag, Mediensprecher der Baudirektion, gegenüber dem „Landboten“ aus. Ob ein solcher Gestaltungsplan auch der Rheinauer Gemeindversammlung unterbreitet werden müsse, wisse man nach dem Abschluss der Projektierung, das heisst voraussichtlich im Frühling 2011. Und bereits 2013 soll das umgebaute und erweiterte Kloster bezugsbereit sein. (mai)
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