Total vernetztes Zürich
Vor fünf Jahren bewilligte das Stimmvolk 200 Millionen Franken für den Bau eines flächendeckenden, städtischen Glasfasernetzes. Demnächst entscheidet der Souverän über einen weiteren Kredit für das Projekt, und zwar über 400 Millionen Franken
Das Zürcher Stadtparlament hat klar mit 92 Ja- zu 23 Nein-Stimmen einem 400-Millionen-Franken-Kredit für ein flächendeckende, städtisches Glasfasernetz zugestimmt. Für die Befürworter ist die Notwendigkeit unbestritten: Ein Glasfasernetz gehöre in die Grundausstattung des Service Public wie früher das Telefon, sagte ein Sprecher der CVP. Gemäss EVP soll Zürich im IT-Bereich führend bleiben. Die FDP verglich das Glasfasernetz mit einer Strom- respektive Wasserleitung. Eine gute und pragmatische Lösung sei in Griffweite und erst noch schneller und günstiger als ursprünglich angenommen, sagte die SP- Sprecherin. Ein Rückzug wäre ein immenser Verlust.
Kritik gab es vor allem seitens der SVP: Sie befürchtet mit dem vorgelegten Projekt ein finanzielles Debakel. Das Geschäftsmodell sei viel zu optimistisch, die Zahl der Anschlüsse, die verkauft werden könnten, werde überschätzt, sagte ein SVP-Sprecher. Ein solches Modell funktioniere nur im ganz grossen Stil. Ein Glasfasernetz könnten gemäss SVP auch Private bauen. Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) solle sich darauf konzentrieren, was es könne: Energie beschaffen. «Jetzt ist der Zeitpunkt günstig, aus dem Projekt auszusteigen und das bestehende Glasfasernetz zu verkaufen», sagte der SVP- Sprecher weiter. Das Stadtparlament lehnte eine entsprechende SVP- Motion aber deutlich ab.
Das Glasfasernetz in der Stadt Zürich hat eine lange Vorgeschichte: Zwar hatten die Stadtzürcher vor fünf Jahren einen Rahmenkredit von 200 Millionen Franken mit deutlicher Mehrheit gut geheissen. Damals lag aber eine Kooperation mit Swissscom noch in weiter Ferne. Auch war vorgesehen, nur einen kleineren Teil der Gebäude in Zürich zu erschliessen. Schliesslich ging die Stadt Zürich 2010 mit der Swisscom (SCMN 352.5 -0.09%) eine Kooperation ein: Anstelle zweier paralleler Glasfasernetze soll nun ein einziges, gemeinsames geschaffen werden. Bis Ende 2019 sind voraussichtlich rund 240'000 Endkunden erschlossen. Das EWZ ist dabei für rund drei Viertel der Stadt verantwortlich, die Swisscom für das restlichen Viertel. Die Swisscom investiert dafür rund 300 Millionen.(mai/sda)