Thun stellt sich der Kritik an seiner Baukultur
Das dynamische Wachstum Thuns und die damit verbundene intensive Bautätigkeit sorgten für massive Kritik an der Arbeit des Thuner Fachausschusses Bau- und Aussenraumgestaltung (FBA). Nun soll einiges optimiert werden.
Die Vorwürfe der Kritiker waren happig. Sie sprachen unter anderem von unhaltbaren Zuständen und der Notwendigkeit von Korrekturen, von der unnötigen Überprüfung gewisser Projekte und von einer allzu grossen Detailverliebtheit bei der Beurteilung von Projekten. Nach einer Überprüfung der Sachverhalte bescheinigt die Stadtregierung dem FBA zwar eine gute Arbeit - aber Verfahren und Abläufe sollen dennoch mit sechs Massnahmen verbessert werden.
Vereinfachte und gestrafftere Arbeitsabläufe. Der Fachausschuss soll einzelne Projekte nicht mehr zwingend in seiner Gesamtheit überprüfen sondern dafür eine zweiköpfige Delegation unter dem Vorsitz des Städtebaubeauftragten bestimmen.
Merkblatt. Mit einem Merkblatt für Gesuchsteller, das auch im Internet einsehbar ist, werden die Aufgaben des FBA präzise umschrieben sowie Begriffe und Abläufe im Zusammenhang mit Baugesuchen verständlich gemacht. Zudem stellt es auch sämtliche Ausschuss-Mitglieder vor.
Klare Definition des Begriffes „Gesamtwirkung“. Der Begriff „Gesamtwirkung“ wird wohl immer ein Interpretationspotenzial aufweisen. Trotzdem soll die Gesamtwirkung eines Gebäudes oder einer Überbauung besser und eingrenzender erläutert werden. Wie Gemeinderätin Marianne Dummermuth (SP) gegenpber der „Berner Zeitung“ erklräte, geht es dabei nicht nur um einzelne Elemente wichtig, sondern auch um die Frage, wie sich ein Gebäude in die Umgebung einfügt.
Öffentlicher Raum. Verdichtete Räume verlangen bei der Gestaltung von Plätzen, Ruheräumen und Parkanlagen mehr Sensibilität. Die FBA soll sich diesen Themen mehr annehmen.
Regelmässige Kommunikation und Sensibilisierung. Über die Arbeit des FBA soll künftig mehr informiert und damit die Öffentlichkeit für die Thuner Baukultur sensibilisiert werden.
Die Optimierung hat auch organisatorische und personelle Konsequenzen: Städtebaubeauftragter Markus Däppen ist nicht mehr dem Stadtplaner Hansueli Graf unterstellt, sondern der Direktion für Stadtentwicklung. Noch nicht entschieden wurde, ob Däppen weiterhin für die Zuordnung der Prüfungsaufträge an den FBA verantwortlich ist.
Kritiker erwarten von der Neugestaltung der Abläufe nun, dass Voranfragen speditiver behandelt werden. Ob die starke Einmischung der FBA auch bei kleinen Details, die immer wieder Gegenstand von Kritik war, künftig zurückhaltender erfolgen oder sogar ausbleiben wird, muss die Praxis zeigen. (mai/mgt)