15:40 BAUBRANCHE

Teurer Bauen in Deutschland

Verrechnen sich die Planer der deutschen Bundesregierung regelmässig? Wie aus einem internen Bericht der Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) hervorgeht, der dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vorliegt, bewegen sich gerade mal 14 der insgesamt 40 grössten Bauprojekte im Kostenrahmen. Dabei handelt es sich zum Teil um Kosten, die sich mehr als verdoppelt haben.

Unlängst erklärte der Bau-Staatssekretär Florian Pronold in der ZDF-Wirtschaftssendung „Wiso“, dass man „sehr positive Erfahrungen“ in der Zusammenarbeit zwischen Architekten und dem Bund gesammelt habe. Er würde auch sagen, dass „90 bis 95 Prozent der Projekte“ im Grossen und Ganzen „ohne irgendein Problem“ abliefen. - Planungsdesaster wie Berlins Flughafen Brandenburg oder Stuttgart 21 zeigen aber ein anderes Bild.

Und gerade mal einen Tag nach der Ausstrahlung der Sendung unterzeichnete Bundesbauministerin Barbara Hendricks ein internes Schreiben an den Bauausschuss des Bundestages, das den Aussagen Pronolds völlig zuwiderläuft. Dies geht aus einem Artikel in der heutigen Ausgabe des „Spiegel“ hervor. Dem Magazin liegt das Schreiben vor: 40 Baustellen zähle die SPD-Frau darin auf, nur 14 blieben auf aktuellem Stand im Rahmen der ursprünglichen Planung, heisst es im Artikel. Alle anderen würden oft mit jahrelanger Verspätung fertig und produzierten Mehrkosten von bis zu einer Milliarde Euro.

Unter diese Projekte fallen etwa die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes in Berlin, welche nach neuestem Stand rund 1,04 Milliarden Euro kostet und damit nun 45 Prozent teurer wird, als ursprünglich vorgesehen. Ebenfalls mit massiv mehr Ausgaben schlägt ein Hochsicherheitsgebäude zur Erforschung von Tierseuchen auf der Ostseeinsel Riems zu Buche. Eigentlich rechnete man mit Baukosten von 150 Millionen, mittlerweile sind die Ausgaben auf 340 Millionen angestiegen. Als weiteres Beispiel führt der „Spiegel“ die Sanierung der Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden an: Mit 440 Millionen Euro wird sie voraussichtlich 116 Millionen Euro teurer als geplant. Das prächtige Gebäude aus dem 19. Jahrhundert wird seit 2004 renoviert, vor zwei Jahren hätten die Arbeiten abgeschlossen sein sollen. Mit einer Fertigstellung rechnet man nun 2016. Allerdings warnt das Ministerium laut „Spiegel“ vor „weiteren Kostenrisiken“ und „Terminrisiken“.

Den Grund für diese Probleme ortet „Der Spiegel“ unter anderem darin, dass die Behörden bei Projekten den Baukosten möglichst tief ansetzen, um damit vor dem Bundestag durchzukommen. Starten die Bauarbeiten, zeigt sich dann schnell, dass der Kostenrahmen nicht eingehalten werden kann. Zudem erklärte Hendricks gegenüber dem Magazin, dass bei einzelnen Bauverwaltungen „strukturelle Defizite und ein zu weit gehender Personalabbau inzwischen zu einer unzureichenden Aufgabenwahrnehmung“ beitrügen. (mai)

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