Tee trinken: Schweizer Tischikone in Berlin
Jürg Bally hat in den 1950er Jahren einen der wenigen Schweizer Tischklassiker entworfen. Heute abend eröffnet eine kleine Ausstellung im Deutschen Werkbund Berlin, die die Geschichte des "S.T.-Tisch" erzählt.
"Der Bally-Verstelltisch hilft Ihnen eine Menge Platz sparen, denn er ist Esstisch und Teetisch zugleich. Mit einem einzigen Handgriff verstellen Sie ihn mühelos auf jede beliebige Höhe", heisst es in einem zeitgenössischen Verkaufstext für den Tisch "S.T." (S für Essen, T für Tee), den Designer und Innenarchitekt Jürg Bally 1951 entwickelte. Leichte und bewegliche Möbel waren genau seine Sache. Die Tischikone "S.T." gab es in zwei Grössen: 85 und 100 Zentimeter Durchmesser standen für die Tischplatte zur Wahl. Dank der Zapfenverbindung waren insgesamt zehn Höhenstufen einstellbar. Ab 1954 wurde er in der Schweiz von der "Wohnhilfe Zürich" produziert. In Deutschland stellte der "Verband für Wohnkultur" eine Version mit mattschwarz lackierten Beinen her. Zur Wahl stand auch einen Belag aus Kunstharz, der als "zigarettenfest" bezeichnet wurde.
Mit dem Retrotrend, der seit ein paar Jahren die Möbel der 50er- und 60er-Jahre unter Design-Aficionados immer beliebter werden lässt, werden immer wieder Möbelllassiker neu aufgelegt. So auch der "S.T.", den der Schweizer Hersteller "horgenglarus" seit 2014 unter dem Produktnamen "ess.tee.tisch" vermarktet. Deshalb widmet der Deutsche Werkbund Berlin dem Tisch und seiner Geschichte eine Ausstellung. Ica Bally, die Witwe des Designers, wird heute abend zur Eröffnung in Charlottenburg dabei sein. Die Ausstellung in der Werkbund-Galerie läuft bis 3. Juni 2014 in der Goethestrasse 13 in Berlin-Charlottenburg.(tw)