14:18 BAUBRANCHE

Studie zu Holzbauten in der Stadt: Holz braucht mehr Farbe

Teaserbild-Quelle: Bauwerk

Holz ist vielerorts fester Bestandteil der gebauten Umwelt, allerdings eher in ländlichen Gebieten.  Was es braucht, damit der Holzbau in die Städte zurückkehren kann, war Thema einer Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Dabei kamen die Autoren zum Schluss, dass der Schlüssel dazu in einem „Mehr an Farbigkeit“ liegt.

Wohn- und Bürogebäude „Vinzent“  (Visualisierung)

Quelle: Bauwerk

Referenzprojekt der Studie ist das Wohn- und Bürogebäude „Vinzent“ in München, ein in Realisierung befindlicher Holzhybridbau mit farbiger, begrünter Fassade.

Als Referenzprojekt diente das Wohn- und Bürogebäude „Vinzent“, ein Holz-Hybrid-Ensemble im Münchner Stadtteil Neuhausen, dessen Entwickler Bauwerk die Studie „Farbige Holzfassaden im urbanen Kontext“ beauftragt hatte.  - Zunächst identifizierten die Autoren drei Megatrends, die den Boom im Holzbau stark mit tragen:

  1. Ökologie und Umwelt: Hier  punktet Holz mit seiner naturstofflichen CO2- und Energiebilanz, hoher Kreislaufgerechtigkeit, Emissionsreduktionen und einer vergleichsweise guten Verfügbarkeit.
  2. Technisierung und Digitalisierung: Bezüglich verzeichnet der Holzbau eine massive Weiterentwicklung, so durch die Kopplung von Entwurfsprozess (CAD) und Herstellungsprozess (CNC) sowie neue Möglichkeiten der Flächenbearbeitung.
  3. Schaffen von Wohnraum: Im Wohnungsbau ist Holz laut Studie anderen Baustoffen insofern überlegen, als es häufig modular vorgefertigt und entsprechend effizient verbaut werden kann – etwa bei Nachverdichtungen bestehender Quartiere.

Farben fürs Auge und den Schutz von Holz gegen Pilzbefall

„Gerade weil der Holzbau im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs immer mehr Raum einnimmt, muss er sich in seinem Ausdruck neu erfinden, um speziell in der Stadt eine neue Position einnehmen und halten zu können“, sagt Ludwig Wappner, Professor am Institut Entwerfen und Bautechnik (IEB) des KIT und einer Autoren der Studie. Bei der Verwendung von Holz geht es laut KIT zwar um handwerkliches Wissen und ästhetische  Gesetzmässigkeiten aus Vor-Beton- und Vor-Stahl-Zeiten, aber nicht um eine Wiedergeburt „dörflicher oder kleinstädtischer Fachwerkidyllen“. Vielmehr gingen die städtebaulichen Anforderungen der Gegenwart mit der konstruktiven Logik des Holzbaus gänzlich neue Verbindungen ein.

Im Fokus der Studie, die sich an Planer, Bau- und Sanierungswillige sowie an interessierte Laien richtet, steht die Holz-Fassade. Die Autoren beschreiben darin den Wandel von stabförmigen zu flächigen Bauelementen und plädieren für Sperrholzflächen und Brettstapeldecken - zum Beispiel in Form von Verschalungen. Weiter geht es um konstruktiven, nicht-chemischen Holzschutz, ökologisch durchdachte Begrünungskonzepte – und eben um „ein Mehr an Farbigkeit“. „Farbe ist die Eintrittskarte des Holzbaus in die Stadt“, sagt Architekt Falk Schneemann vom IEB, neben Ludwig Wappner und Peter Hoffmann, IEB, dritter Verfasser der Untersuchung. „Farbe schafft Akzeptanz und erleichtert die kontextuelle Einfügung von Holzbauten in gewachsene städtische Quartiere.“

 Darüber hinaus schützen moderne, gesundheitlich unbedenkliche Farblasuren das Holz vor schädlichen Umwelteinflüssen wie  Abgasen, UV-Strahlung oder Pilzen. (mgt/mai)

Das PDF der Originalpublikation von Ludwig Wappner, Falk Schneemann, Peter Hoffmann Farbige Holzfassaden im urbanen Kontext, München 2022 kann auf https://fek.ieb.kit.edu/941.php heruntergeladen werden.

Vinzent – das Referenzprojekt in München

Zeitgleich zur wissenschaftlichen Erarbeitung der Studie und in personeller Verknüpfung durch das ausführende Architekturbüro „allmannwappner“ wurde in einem Gründerzeit- und Nachkriegsquartier in München-Neuhausen der Holzhybridbau „Vinzent“ konzipiert. In dem Ensemble sollen 56 Wohnungen sowie Büros untergebracht werden, bezogen werden soll es voraussichtlich im 2024. Seine Fassade ist besteht aus farbrig gestrichenem Fichtenholz mit zahlreichen Gestaltungsdetails und einem angegliederten, selbstversorgenden Pflanzensystem.

 „Mit ‚Vinzent‘ setzen wir zum ersten Mal auf den Bau mit Holz“, sagt Jürgen Schorn, geschäftsführender Gesellschafter von Bauwerk.  „Diese nachhaltige Ausrichtung macht das Projekt zu einem der gefragtesten, das wir jemals hatten. (mgt/mai)

Weitere Infos zum Projekt: www.bauwerk.de/projekte/vinzent

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