15:34 BAUBRANCHE

Studie des ARE: Teures Land und günstige Stadt?

Siedlungen an der Peripherie und solche, die wenig verdichtet sind, verursachen pro Person mehr Kosten als zentral gelegene, verdichtete Siedlungen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Bundesamts für Raumentwicklung.

Die Siedlungsentwicklung nach Innen ist eines der grossen Themen der Raumplanung. Doch wie wirkt sich verdichtetes Bauen auf die Kosten von Infrastruktur und Mobilität tatsächlich aus? Auch stellt sich die Frage, ob dicht gebaute Siedlungsgebiete die weniger verdichteten quersubventionieren.
Diesen Fragen geht eine soeben veröffentlichte Studie im Auftrag Bundesamts für Raumentwicklung zu auf den Grund.

Teuere Einfamilienhäuser, günstigere Mehrfamilienhäuser

Die Studie kommt zum Schluss, dass, wenn man die Infrastrukturkosten von Einfamilien- mit jenen von Mehrfamilienhäusern vergleicht, etwa die Abwasserentsorgung, die Strassen sowie die Wasser- und Stromversorgung eines Hochhausquartiers pro Person zwei bis drei Mal günstiger sind als die entsprechenden Infrastrukturen einer Einfamilienhaussiedlung. Dies, obwohl im dicht bebauten Raum der Bau und Unterhalt von Infrastrukturen teilweise komplizierter und absolut gesehen teurer sind als in weniger dicht bebauten Siedlungsräumen. Der Grund: Die Kosten in dichten Siedlungsräumen verteilen sich auf eine grössere Anzahl Bewohner und fallen darum pro Kopf tiefer aus. Zudem legt die Studie nahe, dass es günstiger ist, ein Gebiets am Rand eines städtischen Zentrums zu erschliessen, als im ländlichen Raum zu verdichten.

Die höchsten Kosten entstehen beim Verkehr

Beim Verkehr berechnet die Studie nebst den Strasseninfrastrukturkosten auch die Folgekosten des je nach Wohnsituation unterschiedlichen Verkehrsverhaltens. Diese Kosten umfassen die externen Kosten und Nutzen des Personenverkehrs auf Strasse und Schiene, beispielsweise die Gesundheitsschäden aufgrund von Abgasen oder Schäden an der Umwelt. Auch berücksichtigt wurden die Subventionen des öffentlichen Verkehrs.

Die Autoren kommen zum Schluss, dass die Pro-Kopf-Folgekosten der Mobilität in ländlichen Gemeinden knapp doppelt so hoch sind wie in den grossen Zentren, weil die Menschen dort etwa für das Einkaufen oder den Gang zum Arzt längere Wege in Kauf nehmen müssen, als Bewohner verdichteter Räume. Zudem wird der öffentliche Verkehr auf dem Land wegen der vergleichsweise geringen Auslastung stärker subventioniert. Dadurch unterscheiden sich die Verkehrskosten in städtischen beziehungsweise ländlichen Umgebungen stark voneinander. - Bei den Folgekosten unterschieden sich ländliche und urbane Gebiete hingegen allerdings nicht gross.

Nicht jeder Nutzer trägt alle Kosten

Auch die Finanzierung der Infrastrukturen und der Mobilität wird in der Studie beleuchtet. Diejenigen, die die Infrastrukturen nutzen, tragen nicht immer die von ihnen verursachten Kosten. So kommen bei der Abwasserentsorgung sowie der Wasser- und Stromversorgung laut den Autoren die Bewohner von Einfamilienhaussiedlungen etwas zu gut weg, verglichen mit den Kosten, welche dieser Siedlungstyp verursacht. Die Folge: Wer in Mehrfamilienhäusern wohnt, quersubventioniert diejenigen, die in Einfamilienhäusern zu Hause sind - wenn auch auch nur in geringem Mass.

Die Strasseninfrastruktur subventionieren derweil die Steuerzahlen, weil Gemeindestrassen in der Regel aus allgemeinen Steuermitteln finanziert werden. Damit fallen die Folgekosten des Mobilitätsverhaltens bei der Allgemeinheit an. Dies geschieht einerseits in Form von Krankheits- oder Umweltkosten, andererseits in Form von Subventionen des öffentlichen Verkehrs. Diese Fehlanreize liessen sich gemäss den Studienautoren beheben, in dem man diese Kosten auf die Verursacher überwälzt.

Aus diesen Erkenntnissen wird in der Studie folgendes Fazit gezogen: Gelingt es, die Zersiedlung weiter einzuschränken sowie zentrumsnahes und verdichtetes Bauen zu fördern, dürfte dies die Kosten für Infrastrukturen und Mobilität senken. Allerdings lässt sich damit die Frage nicht allein beantworten, ob verdichtetes Bauen volkswirtschaftlich günstiger ist. Auch die soziale Infrastruktur - Gesundheit, Sicherheit, Bildung und Kultur - müsste betrachtet werden. (mgt/mai)

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