14:13 BAUBRANCHE

Strompreise erhöhen sich im 2023 zum Teil massiv

Teaserbild-Quelle: DeSa81, Pixabay-Lizenz

Im 2023 steigen die schweizerischen Strompreise in der Grundversorgung für Haushalte und KMU teils stark. Im Schnitt erhöhen sich die Preise um 27 Prozent, allerdings gibt es grosse lokale Unterschiede. Das zeigen Berechnungen der Eidgenössischen Elektrizitätskommission Elcom.

Stausee von Vogorno im Verzascatal

Quelle: Patrick Federi, Unsplash

Der Stausee von Vogorno im Verzascatal wurde letztes Frühjahr zum ersten Mal seit seinem Bau vor 56 Jahren für Wartungs- und Sanierungsarbeiten vollständig entleert.

Die rund 630 Schweizer Netzbetreiber mussten per 31. August ihre Elektrizitätstarife für das nächste Jahr bekannt geben, sowohl ihren Kunden als auch der Elcom. Die Tarife setzen sich zusammen aus den Netznutzungstarifen, den Energietarifen, den Abgaben an die Gemeinwesen sowie dem Netzzuschlag. Daraus hat die Elcom für das kommende Jahr folgende  Medianwerte berechnet:

Stromrechnung im Schnitt 261 Franken höher

Ein typischer Haushalt mit einem Verbrauch von 4‘500 kWh bezahlt 2023  pro Kilowattstunde im Schnitt 26.95 Rappen, das sind rund 5.77 Rappen pro Kilowattstunde mehr als 2022. Auf ein Jahr gerechnet, entspricht dies einer Stromrechnung von 1’215 Franken, was wiederum eine Zunahme von 261 Franken oder 27 Prozent bedeutet.

Derweil steigen die Netzkosten geringfügig. Das heisst, für einen typischen Haushalt um 7 Prozent von 9.9 Rp./kWh auf 10.5 Rp./kWh. Die Energietarife erhöhen sich für die Haushalte von 7.9 Rp./kWh auf 13.1 Rp./kWh oder vielmehr um 64 %. Die Abgaben und Leistungen an die Gemeinwesen steigen von 0.9Rp./kWh auf 1.0 Rp./kWh, was ein Plus von 11 % bedeutet. - Der Netzzuschlag bleibt auf 2.3 Rp./kWh.

KMU bezahlen 27% mehr als im Vorjahr

Für die kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Netzkosten, der Netzzuschlag und die Energiepreise sowie die Abgaben steigen auch hier. Damit steigt der Gesamtpreis im Median um 27 %. Allerdings: Die Preise variieren innerhalb der Schweiz zwischen den Netzbetreibern zum Teil erheblich. Die Elcom führt dies vor allem auf grosse Unterschiede bei der Energiebeschaffung zurückzuführen ist oder vielmehr auf Anteil Eigenproduktion und Beschaffungsstrategie.

Gründe für die Tariferhöhungen sind Grosshandelspreise

Seit Mitte 2021 lässt sich auf dem Grosshandelsmarkt europaweit ein starker Anstieg der Preise beobachten. Gründe dafür liegen in den wegen des Ukrainekriegs massiv angestiegenen Gaspreisen. Preistreibend wirkten laut Elcom auch die stark erhöhten Kohlepreise, die hohen CO2-Preise sowie die unterdurchschnittliche Produktionsfähigkeit der französischen Kernkraftwerke.

Weil der Strommarkt der Schweiz eng mit dem europäischen verbunden ist, machen sich die Preiserhöhungen auch in der Schweiz bemerkbar: Viele Stromversorgungsunternehmen kaufen einen Grossteil ihres Stroms am Grosshandelsmarkt ein. Wegen der gestiegenen Marktpreise haben diese nun höhere Energiebeschaffungskosten, die sie dann über höhere Tarife an die Kunden oder vielmehr an zum Beispiel die Privathaushalte in der Grundversorgung weitergereicht werden.

Netzkosten steigen leicht an

Neben dem Energietarif steigen auch die Netzkosten leicht an, da diese ebenfalls strompreisabhängige Komponenten enthalten, etwa Wirkverluste und Systemdienstleistungen (SDL). Die SDL stellt der Übertragungsnetzbetreiber Swissgrid für die kurzfristige Stabilität des Systems zur Verfügung, deren Kosten verrechnet Swissgrid an die Schweizer Netzbetreiber, die sie wiederum ihren Endverbrauchern in Rechnung stellen.

Swissgrid hat die Systemdienstleistungen in einem marktorientierten, diskriminierungsfreien und transparenten Verfahren zu beschaffen. Wegen ihres Bezugs zur Energie sind die Tarife für Systemdienstleistungen den Preisentwicklungen auf den internationalen Strommärkten ausgesetzt. Die gestiegenen SDL-Preise sind damit eine unmittelbare Folge der aktuellen Lage auf den Strommärkten. (mgt/mai)

Stromtarife einsehen auf www.strompreis.elcom.admin.ch

Die Tarife der einzelnen Gemeinden und Verteilnetzbetreiber für 2023 können ab sofort auf der Strompreis-Webseite der Elcom www.strompreis.elcom.admin.ch abgerufen und verglichen werden. Ergänzt werden diese Angaben von Informationen rund um die Tarifsteigerungen.

Die Daten der Strompreisübersicht stammen direkt von den Netzbetreibern und werden von der Elcom umgehend veröffentlicht. Die Verantwortung für die Qualität der Daten liegt bei den Netzbetreibern.

Rund zwei Prozent der Netzbetreiber haben die Daten nicht fristgerecht eingereicht. Für diese Netzgebiete können daher momentan keine Tarife abgerufen werden. Aufgrund der geringen Grösse dieser Gebiete ist mit keiner wesentlichen Änderung der vorliegenden Ergebnisse zu rechnen.

Die vier Komponenten des Strompreises

  1. Netznutzungstarif: Preis für den Stromtransport über das Leitungsnetz vom Kraftwerk bis ins Haus. Er wird bestimmt durch die Kosten für das Netz, d. h. für den Bau sowie Unterhalt und Betrieb.
  2. Energietarif: Preis für die gelieferte elektrische Energie. Diese Energie erzeugt der Netzbetreiber entweder mit eigenen Kraftwerken oder kauft sie von Lieferanten ein.
  3. Abgaben an das Gemeinwesen: Kommunale und kantonale Abgaben und Gebühren. Darunter fallen zum Beispiel Konzessions­abgaben oder lokale Energieabgaben.
  4. Netzzuschlag: Bundesabgabe zur Förderung der erneuerbaren Energien, Stützung der Grosswasserkraft sowie für ökologische Sanierungen der Wasserkraft. Die Höhe der Abgabe wird jährlich vom Bundesrat festgelegt und liegt im Jahr 2023 wie im Vorjahr auf dem gesetzlichen Maximum von 2.3 Rp./kWh. (mgt/mai)

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