Strassenbauer füllen Löcher – leider auch Sommerlöcher
Sommerlöcher sind unersättliche Erscheinungen, die unter allen Umständen gestopft werden wollen. In den Medien muss sich immer etwas tun, auch wenn sich rundherum rein gar nichts bewegt. Entsprechend schwierig ist es, die tatsächlich Bedeutung eines dieser breitgetretenen Sommerthemen abzuschätzen. Wie die Badehose auf eine Kreuzfahrt, so gehört zur heissen Jahreszeit das Zetermordio über die Strassenbaustellen. Auch in diesem Jahr. Da fragt man sich: Ist es heuer vielleicht tatsächlich besonders schlimm mit der Bauwut auf unseren Strassen und Autobahnen?
Fakt ist: Strassen müssen irgendwann einmal saniert werden. Das geht in den seltensten Fällen ohne Verkehrbehinderung. Jeder, dem sich eine Baustelle in den Weg stellt, fühlt sich zuerst einmal in seiner Freiheit abrupt gestört. Dass mit steigender Belastung der Verkehrsinfrastrukturen auch der Unterhaltsbedarf zunimmt, ist aber eigentlich logisch. Und schliesslich wollen wir alle gute Versorgungsinfrastrukturen und sichere Strassen. Dafür braucht es den Tief- und Strassenbau, und dafür müssen wir Auto-, Zug- und Tramfahrer hie und da eine Baustelle in Kauf nehmen. Das lohnt sich, allen Widrigkeiten zum Trotz.
Wann ist die beste Zeit, um Strassen zu sanieren? Dann, wenn man bauen kann, wenn also das Wetter trocken und nicht zu kalt ist. Aber auch, wenn die meisten in den Ferien und darum möglichst wenige davon betroffen sind. Strassenabschnitte, abgesehen von den wichtigen Urlaubsrouten, müssen also möglichst in den Sommermonaten Juni bis September saniert werden. Sommerzeit ist Strassenbauzeit.
Vom Baubetrieb ist jeder mehr oder weniger stark betroffen. Dementsprechend glaubt auch jeder zu wissen, wie man es besser machen könnte. Wäre eine andere Bauvariante schneller, billiger oder einfacher? Von aussen kann dies in den seltensten Fällen wirklich beurteilt werden. Angesichts der zum Teil argen Zustände auf dem Schweizer Strassennetz während den letzten Wochen wird man den Verdacht nicht los, hinter gewissen Bauplanungen stünde grobfahrlässige Absicht. Ganze Stadtteile im Baustellenstau versinken zu lassen und lahm zu legen, ist bestimmt keine gute Idee. Die Planung muss so sein, dass effizient gearbeitet werden kann und dass die Behinderung für den Verkehr so gering wie möglich bleibt. Strassenbaustellen sind überaus verlockend, um darüber effektvolle Lokal- oder Parteipolitik zu betreiben. Damit wird man aber der Dringlichkeit und Notwendigkeit von Unterhaltsarbeiten nicht gerecht.
Unterhaltsarbeiten für unsere Strasseninfrastruktur sind wichtig. Sie dürfen darum durchaus ein Thema in den Medien sein. Während den Sommerferien erhalten sie wohl etwas gar viel und nicht immer die richtige Aufmerksamkeit.
Doch das normalisiert sich spätestens dann, wenn der Sommer verschwunden ist und es endlich wieder mehr über Fichenskandale, Bundesräte oder Grossbanken zu berichten gibt.
Benedikt Koch, Geschäftsführer des Fachverbands Infra