Stahlmarkt: Leichte Entspannung, aber keine Entwarnung
Im Zollstreit ist die Stahlbranche zwischen die Fronten geraten. Die Massnahmen der EU brachten die Hersteller vor allem im Güteraustausch mit europäischen Ländern in eine schwierige Lage. Seit Anfang Monat hat sich die Situation etwas entspannt. Doch Unsicherheiten bleiben bestehen.
Anfang Februar ist Bewegung in den Zollstreit gekommen, nachdem im März letzten Jahres die USA Importe von Stahl- und Aluminiumprodukten mit Schutzzöllen belegt hatten. Im Visier hatten die USA mit den protektionistischen Massnahmen vor allem China. Deshalb waren in einer ersten Phase Kanada, Mexiko, Australien, Argentinien, Brasilien und die EU bis zum 1.Mai 2018 provisorisch von den Zöllen ausgenommen. Südkorea erhielt als einziges Land eine dauerhafte Ausnahme für Stahlprodukte. Das Ausnahmeprovisorium wurde für die Ländergruppe bis am 1. Juni verlängert, sollte danach aber definitiv eingeführt werden. Auf verschiedene Produktkategorien von Stahl (Section 232) verhängten die USA einen Zollzuschlag von 25 Prozent, bei Aluminiumprodukten von zehn Prozent. Zwar wurden die Zölle mit der nationalen Sicherheit begründet, dienten aber wohl dem Schutz des Heimmarkts. Von den Massnahmen in Mitleidenschaft gezogen wurden in der Schweiz alle Produktkategorien, auch Bewehrungsstahl. Direkt betroffen war zwar der Handel mit den USA, für die Schweizer Stahlbranche ist jedoch der Güteraustausch mit europäischen Ländern viel wichtiger. 98 Prozent des Stahls importiert die Schweiz aus der EU, 95 Prozent der Exporte gehen dorthin. Deshalb war entscheidend, wie die EU auf die protektionistischen Interventionen reagierte.
Globalquote mit Nebenwirkungen
Die EU leitete in der Folge eine Untersuchung ein, um abzuklären, inwiefern die US-Zölle innerhalb des Kontinents beim Stahlmarkt zu veränderten Materialflüssen führen und sich daraus Marktstörungen und Preisverzerrungen ergeben. Um die eigenen Hersteller vor Importen zu schützen, sehen die Regeln der World Trade Organisation (WTO) in diesem Fall die Möglichkeit von Massnahmen vor in Form von temporären Schutzzöllen oder Einfuhrkontingenten vor. Die EU musste schliesslich mit Schutzmassnahmen reagierten, da die Gefahr bestand, dass Produzenten aus China, Indien und Russland wegen der US-Zollschranken mit den Stahllieferungen vermehrt nach Europa ausweichen und damit Preise und Margen unter Druck setzen könnten.