Stahlklau und gefälschte Vermessungs-Protokolle
In Köln gibt es neue Pfusch-Vorwürfe beim U-Bahn-Bau: Bei der Herstellung der unterirdischen Wände wurde nicht nur der Grossteil der stabilisierenden Eisenbügel weggelassen, sondern nach Zeitungsberichten auch zu wenig Beton eingefüllt.
Quelle: Federico Gambarini/Keystone
Das eingestürzte Archiv im März 2008.
Dies gelte für ein Wandteil in der Baugrube vor dem eingestürzten Stadtarchiv, berichteten zwei Kölner Zeitungen am Samstag. Das Betonierungsprotokoll sei gefälscht worden. Als Quelle werden Kreise der Kölner Verkehrs-Betriebe genannt. Der U-Bahnbau gilt als Ursache für den Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor einem knappen Jahr. Bei dem Unglück sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Es wird spekuliert, dass Grundwasser in die Baugrube direkt vor dem Archiv geströmt war und damit das Archiv zum einstürzen brachte, als Ursache dafür werden Baufehler vermutet.
Zudem tauchten laut dem „Kölner Stadtanzeiger“ gefälschte Vermessungsprotokolle auf. Wie die Zeitung weiter berichtet, verdichtet sich der Verdacht beim Bau der U-Bahn auf organisierten Betrug. Inzwischen seien falsche Vermessungsprotokolle für 28 Schlitzwände der Baugruben entdeckt worden. Man gehe davon aus, dass es noch deutlich mehr sein können. Es sehe einer „systematischen Fälschung“ aus, sagte eine an der Aufklärung des Falles beteiligte Person gegenüber der Zeitung. Bei den nun aufgetauchten zahlreichen weiteren verfälschten Vermessungsprotokollen anderer Lamellen sei mittlerweile nahezu auszuschließen, dass es sich dabei um ein bloßes Versehen handeln könne. Die rechtlich vorgeschriebenen Werte, die die Beschaffenheit des jeweiligen Wandabschnitts dokumentieren müssen, seien nicht nur vertauscht, sondern offensichtlich gezielt manipuliert worden. Die Werte von Lamellen, die lediglich 2,80 Meter breit sind, seien auf 3,60 Meter breite Lamellen übertragen und zuvor rechnerisch angepasst worden, wird die an der Aufklärung des Falles beteiligte Person weiter zitiert..
Wenn der Pegel des Rheins steigt…
Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass in der Baugrube Heumarkt 83 Prozent der stabilisierenden Eisenbügel fehlen. Die Stangen sollen von Arbeitern an Schrotthändler verkauft worden sein. Dennoch bestehe keine Einsturzgefahr, versicherte Oberbürgermeister Jürgen Roters. Geprüft wird allerdings noch, ob die Baugrube auch einem extremen Hochwasser standhalten würde. In wenigen Wochen beginnt die Schneeschmelze, und der Pegel des Rheins dürfte steigen. (sda/mai)