Stahl: Thyssenkrupp rutscht in die roten Zahlen
Die Konjunkturschwäche macht dem Industriekonzern
Thyssenkrupp weiter zu schaffen. Im Stahlgeschäft kämpfte Deutschlands
grösster Stahlkonzern zum Geschäftsjahresstart vor allem mit gesunkenen
Preisen.
Quelle: Jakob J. Kemper, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Wikimedia
Das Thyssenkrupp-Quartier in Essen während der Blauen Stunde im Februar 2019.
Zum Gechäftsjahresauftakt bekommt der Industriekonzern Thyssenkrupp
weiter die schwächere Nachfrage und die gesunkenen Preise für Stahl zu
spüren. Im ersten Quartal (per Ende Dezember) schrieb das Unternehmen
rote Zahlen. Neben dem schwierigen Umfeld waren erneute
Wertberichtigungen auf das Stahlgeschäft wegen gestiegener Zinsen
mitverantwortlich. Thyssenkrupp senkte die Prognosen für Umsatz und
Überschuss, hält an der erwarteten operativen Entwicklung jedoch fest.
Aktie bricht ein und Verlust von 314 Millionen Euro
Die Zahlen kamen am Kapitalmarkt nicht gut an: Am Mittwochvormittag fiel die im MDax notierte Aktie um mehr als neun Prozent und führte die Verliererliste an. «Das erste Quartal ist kein Treiber für den Aktienkurs. Umsatz und Auftragseingang waren rückläufig, in erster Linie preisbedingt», kommentierte Analyst Christian Obst von der Baader Bank. Dabei seien die Erwartungen verfehlt worden.
Unter dem Strich wies Thyssenkrupp einen Verlust von 314 Millionen Euro aus, wie das Unternehmen mitteilte. Im Vorjahr hatte hier ein Gewinn von 75 Millionen gestanden. Die Abschreibungen beliefen sich auf rund 200 Millionen Euro. Sinkende Preise und eine geringere Nachfrage im Stahlgeschäft, insbesondere von Autokunden, liessen das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um die Hälfte auf 84 Millionen Euro sinken.
Erste positive Effekte zeigten sich aus dem Effizienzprogramm Apex:
Die
Massnahmen stabilisierten das Ergebnis, wie Konzernchef Miguel López
erläuterte. Das Programm soll bis 2024/25 bis zu zwei Milliarden zum
bereinigten Ebit beitragen und «gegenläufige Markteffekte» abschwächen.
Aufträge gehen noch stärker zurück als Umsatz
Auch der Umsatz ging wegen der gesunkenen Nachfrage und der niedrigeren Preise zurück - um neun Prozent auf knapp 8,2 Milliarden Euro, was unter den Erwartungen der Marktexperten lag. Der Auftragseingang war um 13 Prozent rückläufig.
Thyssenkrupp zeigte sich für das Geschäftsjahr 2023/24 sowohl beim Umsatz als auch beim Jahresergebnis pessimistischer. Der Umsatz dürfte in etwa auf Vorjahresniveau liegen, nachdem das Unternehmen bislang von einem leichten Wachstum ausgegangen war. Unter dem Strich dürfte wegen der Abschreibungen im ersten Quartal nur noch ein ausgeglichenes Ergebnis stehen. Hier war man zuletzt von einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionengewinn ausgegangen. Im Vorjahr hatte Thyssenkrupp wegen Belastungen im Stahlgeschäft einen Milliardenverlust verzeichnet. Die Prognose für das bereinigte Ebit wurde aufrechterhalten.
«Angesichts der anhaltenden globalen
Konjunkturschwäche und geopolitischen Konflikte hat sich Thyssenkrupp im
ersten Quartal vergleichsweise robust und im Rahmen unserer Erwartungen
entwickelt», kommentierte López die Geschäftsentwicklung insgesamt.
«Wir treiben die Transformation von Thyssenkrupp weiter kraftvoll
voran.» (awp/sda/dpa/mai)