Stadtplanung vor über 2500 Jahren
Griechische Seefahrer rund um das Mittelmeer haben schon vor über 2500 Jahren Kolonien gegründet. Nach neuesten archäologischen Forschungen wurden solche Siedlungen von Anfang an gut geplant, mit klar abgegrenzten Vierteln für das Wohnen, für den Markt und für das teilweise Immissionen verursachende Gewerbe. Eine solches Gebiet entdeckten Archäologen auch auf Sizilien.
Das gilt auch für die im 7. Jahrhundert v. Chr. gegründete griechische Kolonie und Stadt Selinunt, sie war eine der wichtigsten Städte Siziliens. Von ihrem grossen Reichtum zeugen heute noch zahlreiche grosse Tempelbauten, die auf der Insel zu den bedeundsten zählen.
Die erste Wendeltreppe
Von Anfang an wurde die Stadt geplant und konsequent normiert angelegt. Die genormten Straßenbreiten von 9 Metern, 6,5 Metern und 3,5 Metern sowie im rechten Winkel angelegten Rinnsteinen. Die Häuserblocks waren genau 100 Fuss breit. In einem der Bauwerke entdeckten Archäologen sogar die erste Wendeltreppe der Geschichte. In den vergangenen Jahrzehnten wurden grosse Teile der antiken griechischen Kolonie ausgegraben.
Nun hat eine Bonner Forschungsgruppe ein grosses Gewerbegebiet aus dem 3. bis 7. Jahrhundert v.Chr. freigelegt. Dabei dürfte es sich um eines der grössten Handwerkerviertel der Antike handeln. Die Existenz von klar strukturierten Ortsplanungen mit eigentlichen Gewerbegebieten wird in Fachkreisen immer wieder diskutiert. In der herkömmlichen Archäologie, waren Forschungen zu den alltäglichen Lebensumständen der Menschen eher zweitrangig. Das hat sich heute geändert. Dazu beigetragen haben neue Möglichkeiten auch kleinste Siedlungsfragmente zu analysieren, die zu hochinteressanten Erkenntnissen über die Lebensumstände führen können.
Töpfereien dominierten das Gewerbe
„Die Konzentration bestimmter Industrien und spezieller Handwerkerviertel setzt nicht nur vorausschauende Planung voraus. Sie hängt auch mit einer bestimmten Vorstellung davon zusammen, wie man eine Stadt am besten organisiert - in praktischer, aber auch in sozialer und politischer Hinsicht“, erklärt der Bonner Archäologe Gabriel Zuchtriegel.
Ein wichtiges Gewerbe war in allen Hochkulturen die Töpferei. Dabei handelt es sich gewissermassen um die Verpackungsindustrie, vor allem Lebensmittel wurden in Töpfen gelagert und transportiert. Untersuchungen antiker und mittelalterlicher Schiffswracks zeigen immer wieder, wie wichtig Tonwaren als Transport- und Vorratsbehälter waren. Von dieser Kunst lebte auch die Gewerbezone von Selinunt, wo Töpfereien die Mehrheit der Betriebe ausmachten. Bemerkenswert ist dabeia uch, dass Öfen und Lager wahrscheinlich von mehreren Handwerkern gemeinsam benutzt wurden. Daraus lässt sich auf gewerbliche Kooperationen schliessen. (mai/mgt)