Stadtberner stimmen über alternative Wohnzone ab
Mit dem Zonenplan Riedbach soll in Bern Raum für alternatives Wohnen geschaffen werden. Voraussichtlich im September wird das Stimmvolk darüber entscheiden. - Das Thema birgt Zündstoff, es hat bereits in der vorberatenden Kommission des Stadtparlements für Diskussionen gesorgt.
Der Wunsch nach alternativen Wohnformen hat in Bern Tradition. So sorgte das "Freie Land Zaffaraya" seit seiner Entstehung Mitte der 80er-Jahre regelmässig für Zündstoff. Ursprünglich auf dem Gaswerkareal im Marzili-Quartier errichtet, fand das improvisierte Dorf nach mehreren Räumungen auf dem Neufeld einen neuen Standort. Im Zuge von Zaffaraya gab es immer wieder Gruppen, die für ihre Wohnprojekte in Bern Standorte suchten, etwa die Stadtnomaden.
Gut möglich, dass solche Provisorien bald Vergangenheit sind: Das Stadtberner Stimmvolk kann sich voraussichtlich im September zur Schaffung einer alternativen Wohnzone äussern. Dabei geht es um den Zonenplan Riedbach, der eine gesetzeskonforme Grundlage für alternative Wohnformen schaffen soll. Das entsprechende Areal liegt im Westen der Stadt und gehört heute zur Landwirtschaftszone. Die Stadt soll die Erschliessungskosten vorfinanzieren und mit den Interessenten die Mietbedingungen in einer Nutzungsvereinbarung verbindlich festlegen. Verbrauchskosten wie Wasser und Strom tragen die Bewohner.
Dass dieses Ansinnen hohe Wellen schlagen wird, zeichnet sich bereits ab. In der vorberatenden Kommission des Stadtparlaments war der Zonenplan umstritten: Erst nach zähem Ringen sagte sie ja. Während die Befürworter der Zone hoffen, dass so das Provisorium und die illegalen Grundstückbesetzungen ein Ende finden, verweisen Gegner auf den Widerstand in der Bevölkerung. Anwohner fürchteten, dass das Gebiet zum Slum verkomme. Als nächstes ist nun das Stadtparlament an der Reihe. Auch dort wird der Zonenplan Diskussionen auslösen. Danach liegt der Ball beim Stimmvolk. (mai/sda)