Sponsoren sollen Pompeji retten
Pompejis Zukunft ist ungewiss. Bis 2015 sind die 105 Millionen Euro, welche die EU für die archäologische Stätte zur Verfügung gestellt hat, aufgebraucht. Danach sollen private Geldgeber für Erhalt und Betrieb der Ruinenstadt aufkommen. Kann ihre Zukunft nicht gesichert werden, droht die Unesco, Pompeji von der Weltkulturerbeliste zu streichen.
Quelle: Visualisierung (Crew Creative)
Was der Vesuv 79 n. Chr. nicht ganz schaffte, könnte die desolate finanzielle Situation schaffen, wenn keine Geldgeber gefunden werden: der endgültige Untergang Pompejis.
„Grande Progetto“ nennt sich das aktuelle Restaurationsprogramm, das Pompeji wieder zu altem Glanz verhelfen soll. Die dafür bereitgestellten 105 Millionen Euro von der EU werden 2015 aufgebraucht sein. Danach schlagen Erhalt, Überwachung und andere anfallende Kosten wieder mit jährlich fünf Millionen Euro zu Buche. Bezahlt werden sollen diese Ausgaben mit Spenendgeldern: Rom will dies mit mittel- bis langfristigen Sponsorenverträgen sicherstellen.
Mit Experten und einer Unesco-Delegation hat das Kulturministerium einen ersten Entwurf für die finanzielle und materielle Sicherung der Zukunft des Weltkulturerbestätte erarbeitet. Sollte das Ministerium der UN-Organisation aber bis Ende dieses Jahres keine fertige Endfassung vorlegen, könnte Pompeij von der Liste der unter dem Schutz der Unesco stehenden Weltkulturgüter gestrichen werden. Der dafür in Rom zuständige Minister Gianni Bonazzi ist jedoch zuversichtlich: „Ich bin sicher, dass der Plan bis Dezember fertig ist.“
Der Plan wurde notwendig, nachdem Wasser in die berühmten Gladiatorenhäuser eingedrungen war und diese in der Folge einstürzten. Vorkommnisse wie dieses sind jedoch kein Einzelfall. Zahlreiche andere Bauwerke sind den äusseren Umwelteinflüssen zum Opfer gefallen. Von ursprünglich 40 begehbaren Bauten konnten vergangenen Sommer laut einem Bericht des „Corriere della Sera“ gerade mal vier besichtigt werden. Die Besucherströme von jährlich mehr als zwei Millionen tragen ebenfalls das Ihre zum Zerfall bei. Seit die antike Stadt am Fusse des Vesuvs ist 1997 Unesco-Weltkulturerbe wurde, verlangt die Organisation regelmässig mehr Schutzmassnahmen - bisher ohne Erfolg.
Glamouröse PR für Fendi, Tod’s und Diesel
Dass private Sponsoren gesucht werden müssen, damit Rettung und Erhalt von Kulturgütern finanziert werden können, liegt in erster Linie an der wirtschaftlichen Lage des Landes. Für die Restauration von historischen Denkmälern steht immer weniger Geld zur Verfügung. So unterstützt die Jeansmarke Diesel mit fünf Millionen Euro die Restaurierung der Rialto Brücke in Venedig. In Rom bezahlt das Luxusmodelabel Fendi die Generalüberholung der Fontana die Trevi und der Luxus-Schuhhersteller Tod’s steckt 25 Millionen Euro in die Sanierung des Kolosseums. Ihre Millionenspenden lassen sich die die Unternehmen PR-technisch vergolden: Fendi kann für seine 2,1 Millionen Euro während dreier Jahre ein 30 mal 40 Zentimeter grosses Plakat vor der Touristenattraktion platzieren. Und auf jeder Eintrittskarte für das Kolosseum ist künftig der Schriftzug von Tod's aufgedruckt. „Ohne private Geldgeber könnten wir das in Italien - und wahrscheinlich auch in Europa - nicht schaffen“, erklärt dazu in diesem Roms Bürgermeister Gianni Alemanno.
Doch die glamouröse Unterstützung hat auch ihre Schattseiten: Während die Konzerne sich nur die grössten „Rosinen“ herauspicken, ändert sich am desolaten Zustand anderer, weniger berühmter Monumente nichts. Früher hätte diese Entwicklung im kulturaffinen Italien für heftige Diskussionen gesorgt. Doch die sind in solchen Zeiten kaum zu hören. „Aus technischer sowie ethnischer Sicht habe ich keine Einwände“, sagt Michele Trimarchi, Professor für Kulturwirtschaft von der Universität Bologna. (mai)